Sophie Kinsella: Charleston Girl

Ich hätte mir dieses Buch nie gekauft.

Die Autorin sagte mir nichts, und dann dieses Cover, in einem pastelliges Lila. Ein richtiges Mädchenbuch. Irgendwie nichts für mich, hätte ich gedacht.

Aber ich habe das Buch ja nicht für mich gekauft. Es sollte ein Geschenk sein. Telefonisch wurden mir einige in Frage kommende Autoren durchgegeben. Im Laden stellte ich fest, dass die Cover der ausliegenden Bücher fast durchgängig zartrosa, grellpink oder eben lila waren. Ich entschied mich für irgendeins, nämlich Sophie Kinsellas „Charleston Girl“, verpackte es nett und verschenkte es. Leider stellte sich heraus, dass es das Bücherregal der Beschenkten bereits zierte. Da ich es nicht in der Buchhandlung um die Ecke gekauft hatte, landete es in meinem Bücherregal und vergrößerte meinen Stapel ungelesener Bücher.

Eines schönen Tages suchte ich nach etwas leichter Lektüre zum Ablenken und griff schließlich doch nach dem scheußlichfarbenen Etwas. Und siehe da: Das Buch entpuppte sich völlig unerwartet als großer Lesespaß!

Lara ist vor kurzem von ihrem Freund verlassen worden und trauert der Beziehung noch hinterher, weil sie der Meinung ist, dass sie beide das perfekte Paar sind. Beruflich läuft es gerade auch nicht so. Sie hat sich gemeinsam mit einer Freundin als Headhunterin selbstständig gemacht. Leider ist die Freundin, die Ahnung von der Materie hatte, nicht aus dem Urlaub zurückgekommen, so dass Lara zusehen muss, wie sie die wartenden Kunden zufriedenstellt. Als wäre das alles nicht schlimm genug, wird sie von ihren Eltern auch noch zur Beerdigung einer gänzlich unbekannten Großtante geschleppt. Auf dieser Beerdigung erscheint ihr – und zwar ausschließlich ihr – der Geist der Tante und fleht sie an, die Einäscherung zu verhindern, weil ihre Lieblingskette fehlt. Dies gelingt Lara, indem sie eine wüste Geschichte erzählt, aber nun fangen die Komplikationen erst richtig an. Großtante Sadie begleitet Lara nun ständig, mischt sich in alles ein, bringt ihr die Welt der zwanziger Jahre näher und stellt ihr Leben vollkommen auf den Kopf …

Kinsella gelingt es, den Leser vollkommen in Laras Welt zu entführen. Obwohl es sich um eine Geistergeschichte handelt, hat der Leser nie das Gefühl, dass die Handlung an den Haaren herbeigezogen ist. Sadie ist so lebendig geschildert – mal liebenswürdig, mal eher nervig -, dass man sie sofort ins Herz schließt, auch wenn einem Lara das eine oder andere Mal leid tut. Allerdings möchte man sie gelegentlich gerne anschubsen, endlich die Augen zu öffnen, nachzudenken und das richtige zu tun. Die Idee, eine junge Frau als Charleston Girl durch das moderne London laufen zu lassen ist originell und geschickt umgesetzt. Allerdings ist die Handlung an einigen Stellen doch etwas vorhersehbar. Die 496 Seiten sind dennoch schnell verschlungen bis zum Happy End.

Kurzweilig, vergnüglich, originell – genau das richtige Buch für ein verregnetes Wochenende oder den nächsten Urlaub.

Sophie Kinsella: Charleston Girl, Manhattan, 496 Seiten, Euro 14,99,  ISBN 978-3442546473

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