Bücher: eine Liebeserklärung

Schon wieder eine Blogparade: Mike Schnoor fragt, ob wir noch Gedrucktes lesen. Diese Frage ließe sich recht kurz beantworten: na klar! Ich kann aber auch etwas weiter ausholen …

Schon lange, bevor ich in die Schule kam, faszinierten mich Bücher und Zeitschriften. Ich fragte meinen Eltern Löcher in den Bauch und kommentierte bei Ausflügen in die Stadt begeistert jeden Buchstaben, den ich in an Läden oder auf Reklametafeln erkannte. Irgendwann war es so weit: Ich las die Schlagzeile der Zeitung. Damit fing alles an. Ich las, was ich in die Finger bekam. Da ich die Erste war, die mittags nach Hause kam, hatte ich ungebremsten Zugriff auf alle Post. Ich las die ADAC-Zeitschrift, das Heft des Alpenvereins, die mir verbotenen Polizei-Fachzeitschriften meines Vaters und die von meinem Bruder abonnierte P.M. Mehr als einmal bekam ich Ärger, weil ich ihn erst vom Eintreffen der neuesten Ausgabe informierte, wenn ich sie ausgelesen hatte. Und natürlich las ich Bücher. In unserer nur einmal wöchtenlich geöffneten Bibliothek bekam ich eine Sondergenehmigung und durfte mehr als fünf Bücher auf einmal ausleihen. leider hatte ich die Regale für Kinder schnell durch. Später wechselte ich in die Bibliothek der nahen Stadt. Dort zogen mich die dicken Wälzer magisch an – die hielten wenigstens eine Weile.

Heute kann ich mir ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. Ich lese viele Blogs und die aktuellen Nachrichten der Online-Zeitungen und -Zeitschriften. Doch wie fängt unser Morgen an? Die Familie sitzt am Frühstückstisch und liest Zeitung. Der eine Sohn interessiert sich für den Sportteil, der andere sucht nach dem Hägar-Comic, mein Mann und ich blättern komplett durch. Den überregionale Teil überfliege ich nur, was darin steht, habe ich üblicherweise längst auf anderen Kanälen mitbekommen. Dem Regionalteil widme ich deutlich mehr Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu vielen Nachbarn und Bekannten werden wir die Tageszeitung nicht so schnell abbestellen. Ich finde es wichtig, dass unsere Söhne diese Nachrichtenquelle kennen- und schätzenlernen. Auch aus diesem Grund bekommen wir den Spiegel noch in gedruckter Form ins Haus.

E-Book-Reader? Habe ich auch seit einem guten Jahr. Genutzt wurde er vergangenes Jahr im Sommerurlaub. Ich hatte extra für alle Familienmitglieder Bücher gekauft, zum Ausprobieren. Ja, das geht. Sehr praktisch, um nicht so viel Gepäck mit sich herumzuschleppen. Auch dass man die Größe verändern kann, fand ich sehr angenehm. Vielleicht werde ich darauf zurückgreifen, sollten eines Tages die Augen nicht mehr so recht mitmachen. Aber sonst? Ich liebe es, Kataloge von Jokers, Weltbild und anderen Buchversendern aus dem Briefkasten zu ziehen. Ich studiere sie eifrig, knicke viele Ecken um, verkneife mir die Bestellung aber oft. Trotzdem bin ich bei unseren Postbotinnen berühmt berüchtigt wegen der schweren Päckchen, die sie immer anschleppen müssen. Andere Frauen kaufen Schuhe, bei mir sind es eben Bücher …

(Bild: Irgendwo passt immer noch ein Regal hin. Zum Beispiel in den Flur …)

Ich gebe zu, ich bin altmodisch. Ich will meine Bücher im Regal stehen sehen. Ich denke auch gar nicht daran, sie nach dem Lesen wieder zu verkaufen. Vielleicht will ich sie in zwanzig Jahren noch einmal lesen? Nur Rezensionsexemplare von Büchern, für die meine Söhne schon zu alt sind, verschenke ich inzwischen an Kindergarten und Schule (die Kinder dort brauchen ja auch Nachschub, um auf den Geschmack zu kommen).

Erwähnte ich schon, dass ich Anglistik und Romanistik studiert habe? Unter anderem Schwerpunkt Literaturwissenschaft? Dass ich zwei Buchblogs habe, wissen meine Leser ohnehin. Ich glaube nicht, das Gedrucktes aussterben wird, es wird vielleicht sorgfältiger ausgewählt werden, was den Weg in die Druckerei findet. Bei mir werden  gedruckte Bücher immer einen Platz finden – im Regal und im Herzen!

0 Replies to “Bücher: eine Liebeserklärung”

  1. Da sprichst du mir aus meiner (Bücher-)Seele. Ich könnte auch schon wieder anbauen, obwohl ich ein großes Bücherregal habe. Doch ich werde mir weiterhin (auch) Gedrucktes kaufen, obwohl ich einen E-Reader habe.

  2. Wo findest du nur immer diese Blogparaden? 😉 Mal sehen, ob ich auch mitmache, obwohl ich da nicht groß etwas anderes zu erzählen hätte als du. 🙂 (Und die Flurregale sehen ja sehr aufgeräumt aus, oha!)

    • Deswegen habe ich ja auch die Flurregale fotografiert! 😉 Obwohl ich ja, wie Du weißt, neulich einen Sonntag mit Büchersortieren verbracht habe, ich hätte also gerade mal noch mehr Aufgeräumtes im Angebot (Vielleicht sollte ich schnell ein paar Fotos machen!)
      Die Blogparaden schwirren bei Facebook herum.

  3. Ja, ich fühle wie Du / Ihr. Meine Bücher sind mir unheimlich wichtig. Sprache, Wörter, Worte… ein Traum. Deshalb hab ich Anfang Febr. auch mit einem Blog angefangen. Macht riesig viel Spaß und ich krieg viele Anregungen, auch hier auf Wortakzente. Herzlichen Dank dafür (einschl. für die Idee mit dem “Mein Blog hat einen Baum gepflanzt” – Super, werde ich auch umsetzen. Liebe Grüße.

    • Hallo Giselle,

      es freut mich, dass Dir der Artikel gefällt. Viel Spaß und Erfolg mit Deinem neuen Blog – ich habe es gleich mal ganz neugierig abonniert und grüße von Sprachwissenschaftlerin zu Sprachwissenschaftlerin!
      (Ja, ich weiß, dass ich oben geschrieben habe, ich hätte Literaturwissenschaft studiert. Mehrere Schwerpunkte machen’s möglich … 😉 )

      • Bin noch ziemlich am Basteln in meinem Blog, die Blogroll(e) ist noch nicht “fertig” (die Struktur), aber sobald ich dran bin, kommt Wortakzente auf drauf. Find ich prima, weiter so :-))

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