Albert Karer: Schutzzone Erde

Von einem Tag auf den anderen ist eine große Fläche im Antarktischen Ozean für Schiffe nicht mehr befahrbar. Merkwürdige Strahlungsquellen sperren die Region ab. Wer sich nähert, bekommt starke Kopfschmerzen und verspürt eine unerklärbare Angst. U-Boote können jedoch passieren und entdecken unter Wasser eine Art U-Boot und arbeitende Roboter. Was ist da los? Die Nationen verdächtigen einander, Waffenversuche durchzuführen, aber jedes Land weist die Vorwürfe zurück. Ein Großkonzern? Oder sind vielleicht Aliens gelandet? So ein Unfug! Oder etwa doch nicht?

Rückblickend aus dem Jahr 2089 erzählt der erste Mensch, der einem Graal leibhaftig gegenüberstand, was sich nach der Ankunft der Außerirdischen auf der Erde ereignet. Andere Augenzeugen kommen ebenfalls zu Wort: Wissenschaftler, Militärs, Bewohner verschiedener Kontinente.
Die Graals sind gekommen, weil die Erde bei ihnen als besiedelbarer Planet eingestuft wurde, sich bei einem erneuten Besuch 2010 aber herausgestellt hat, dass die Umweltqualität rapide gesunken ist, sodass sie zu seiner Rettung einschreiten. Sie stellen fest:

Die Menschheit hat es im Rahmen ihrer Entwicklung verpasst, ein kollektives Bewusstsein für die Pflege und Erhaltung des Planeten Erde zu entwickeln. Es ist ihr nicht gelungen, den für das menschliche Induviduum scheinbar existenziellen Egoismus zu überwinden. (…) Der Mensch spricht anderen  Lebewesen grundsätzlich deren Recht auf eine natürliche Existenz ab.  S. 205

Der Mensch ist für die Graals nichts weiter als ein Parasit …

Überzeugend wird geschildert, wie sie die Menschen für sich begeistern, weil sie ihnen saubere Stromversorgung schenken, die Weltmeere reinigen und sogar radioaktiv verseuchte Gebiete wieder bewohnbar machen. Sie sind aber auch geschickte Manipulateure, erreichen ihre Ziele auch dann noch, als die ersten Menschen eine Ahnung bekommen, was geschehen könnte. Ihre Macht nimmt stetig zu. Was weiter passiert, möchte ich hier nicht verraten. Aber es ist spannend und vollzieht mehr als eine unerwartete Wendung.

Auf mehr als 700 Seiten hat Karer akribisch einen gut recherchierten Bericht zusammengestellt, der sehr detailliert schildert, was sich nach der Landung der Graals ereignet. Es gibt keine wilden Kämpfe und blutigen Schlachten, wer so etwas von einem Science-Fiction-Roman erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Überhaupt kommen die üblichen Außerirdischen-Klischees nicht vor. Stattdessen wird der Menschheit der Spiegel vorgehalten. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass wir, von außen betrachtet, tatsächlich so wirken würden und auch, dass intelligente Wesen, intelligenter als wir, von unserem Umgang miteinander und mit der Erde nicht begeistert wären. Zum Glück hatte ich über die Osterfeiertage viel Zeit, sodass ich den Roman in wenigen Tagen verschlingen konnte. Ich habe ihn zwischendurch nur ungern aus der Hand gelegt, weil mich die Handlung schnell gefesselt hat. Da der Leser häufig mehr weiß als der Berichtende, hoffte ich immer, dass irgendwann, möglichst bald, jemand hinter die Strategie der Graals kommt und die anderen warnt. So gibt es kein Happy End. Oder vielleicht doch? Das ist hier lediglich eine Frage der Perspektive …

Kein 08/15-Zukunftsroman, sondern ein nicht nur spannendes, sondern auch originelles und häufig überraschendes Buch, das ich Fans intelligenter Science Fiction nur empfehlen kann. Ich könnte mir es auch wunderbar als Film vorstellen (kleiner Tipp an alle mitlesenden Filmproduzenten ! 😉 ).

Albert Karer: Schutzzone Erde. KCS 2012. 780 Seiten, Euro 19,95; ISBN 978-3-906039-00-8

Zur Website von Autor und Buch geht es hier.

Dem KCS-Verlag herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

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