Lisa Graf-Riemann, Ottmar Neuburger: Hirschgulasch

Ich habe meinen Koffer gepackt und mit durfte auch der Krimi mit dem etwas kuriosen Titel „Hirschgulasch“. Was für ein Glück, dass ich im Urlaub war, denn so konnte ich das Buch gleich in einem Rutsch lesen. Unterbrechungen durch Familienmitglieder waren äußerst unerwünscht, es war nämlich spannend!

Die junge Ukrainerin Luba hat eine Schatzkarte geerbt, die ein ehemaliger Zwangsarbeiter nach seiner Rückkehr aus Deutschland gezeichnet hat. Luba möchte natürlich an den Schatz herankommen, hat aber nicht einmal genug Geld, um nach Deutschland zu fliegen. Während ihrer Nachforschungen lernt sie die Historikerin Marijana kennen, die sie schließlich einweiht. Wiktor ist es schließlich, der die Sache organisiert: Als Falschgeldkuriere wollen die drei nach Deutschland gelangen und so ihre Schatzsuche finanzieren. Als dabei etwas schiefgeht, haben sie die Mafia am Hals. Auch die deutsche Kriminalpolizei kommt ihnen in die Quere, denn genau da, wo die drei sich das Klettern beibringen lassen, wird ein Toter gefunden, ein Russe. Sein Tod scheint kein Unfall zu sein …

„Hirschgulasch“ ist einer dieser Krimis, bei dem die Ermittlungen der Polizei nicht unbedingt die Hauptrolle spielen. Zwar weiß der Leser lange nicht genau, wer der unbekannte russische Tote ist und wer ihn umgebracht hat. Zumindest mir war es jedoch wichtiger zu erfahren, ob den drei Ukrainern die Flucht vor der Mafia glücken wird und ob sie ihren Schatz am Ende finden werden. Nebenbei habe ich natürlich trotzdem interessiert verfolgt, ob die Kollegen die klettererfahrene Magdalena Morgenroth zur Übernahme der Ermittlungen überreden können, obwohl sie doch gerade eine Auszeit geplant hat, wie sie sich mit ihrem Münchner Kollegen zusammenrauft und wie sie schließlich gemeinsam die losen Fäden verknüpfen.

Die Charaktere sind gut und glaubhaft gezeichnet: Marijana, die sehr spontan und unüberlegt handelt und eigentlich nur endlich einmal Luxus genießen will; Luba, die in der Todeszone gelernt hat, wie wenig ein Leben wert sein kann und das Risiko sucht; Wiktor, der als Helfer in Tschenobyl verunglückte und seitdem arbeitslos ist, findet, dass er das Geld verdient hätte und so gerne einmal ein Hirschgulasch essen würde; aber auch die leicht mürrische Kommissarin, die ein echtes Urgestein ist.

Rasant, spannend und unkonventionell ist „Hirschgulasch“ ganz sicher nicht mit den üblichen Lokalkrimis zu vergleichen. Was aber überhaupt nichts macht, denn genau deswegen ist es keine 08/15-Lektüre, sondern ein Krimi, der hängenbleibt. Und wer wissen will, ob Wiktor irgendwann zu seinem Hirschgulasch kommt, der wird das Buch wohl lesen müssen …

Lisa Graf-Riemann, Ottmar Neuburger: Hischgulasch. Emons 2012, 301 Seiten, Euro 10,90, ISBN 978-3-89705-960-3.

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