Xinran: Die namenlosen Töchter

Nachdem Zwei Selbstmord begangen hat, weil sie den behinderten Sohn eines Funktionärs heiraten sollte, soll ihre jüngere Schwester Drei an ihre Stelle treten, schließlich muss die Vereinbarung mit der Funktionärsfamilie eingehalten werden. Mit der Hilfe ihres Onkels gelingt ihr die Flucht nach Nanjing. Dort lernt sie unter dem großen Weidenbaum nette Menschen kennen, die ihr, dem ahnungslosen Mädchen vom Land, eine gute Arbeit besorgen. Als sie zum Frühlingsfest erstmals wieder nach Hause zurückkehrt, ist das ganze Dorf in Aufruhr, weil ein Mädchen so erfolgreich war und viel mehr verdient hat als die ganzen Männer.

Nach den Feiertagen fährt Zwei wieder zurück in die Stadt – dieses Mal mit ihren Schwestern Fünf und Sechs. Aufgrund guter Beziehungen durften die Eltern trotz der Ein-Kind-Politik sechs Kinder bekommen, aber ihre Stellung im Dorf ist trotzdem sehr schlecht – sie haben keinen Jungen bekommen, nur Essstäbchen. So werden die Mädchen bezeichnet, während die Jungen Dachbalken genannt werden. Der Vater machte sich nicht einmal die Mühe, ihnen Namen zu geben, sie wurden einfach durchnummeriert.

Die Mädchen nehmen sich vor, allen zu beweisen, was sie zu leisten imstande sind, und ihrer Mutter dadurch zu helfen. Sie wollen Dachbalken sein.

Das Buch schildert die Erlebnisse der drei Mädchen in der Stadt. Sie sind sehr unterschiedlich: Die Älteste hat künstlerisches Geschick, die Mittlere galt immer als strohdumm und ist Analphabetin, die Jüngste hat die Schule besuchen dürfen und liebt Bücher. Alle haben am Anfang Mühe, sich zurechtzufinden. Aber jede gibt sich große Mühe und ist auf ihre Art erfolgreich. Durch ihre verschiedenen Charaktere machen ganz unterschiedliche Erfahrungen, was das Spektrum der geschilderten Erlebnisse erweitert. Der Leser erfährt einiges über das Leben der Bauern, der Wanderarbeiter und der frischgebackenen Selbstständigen im heutigen China, aber auch über die Kulturrevolution und andere geschichtliche Ereignisse, an die Protagonisten sich erinnern.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es schaut den Mädchen in die Seele, sie sind mir beim Leben richtig ans Herz gewachsen.

Die Autorin schreibt im Vorwort, dass sie reale Geschichten miteinander verwoben hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wanderarbeiterinnen, ahnungslose Mädchen von Land, in der Stadt immer auf so viel Hilfsbereitschaft und so nette Menschen stoßen. Im Gegenteil, ich denke, sie landen oft in großen Fabriken und werden ausgenutzt. Vielleicht hat die Handlung also auch ein wenig märchenhafte Züge. Jedenfalls stimmt sie optimistisch, dass im neuen China auch Mädchen eine Chance haben.

Cover_Xinran_NamenloseTöchter

Xinran: Die namenlosen Töchter, übersetzt von Michela Grabinger, Knaur 2009. 336 Seiten, Euro 8,95, ISBN 978-3-426-63838-5
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