Arnaldur Indridason: Todeshauch

Ich lese die Bücher von Indriđason in kunterbunter Reihenfolge. Hier daher die Rezension eines älteren Krimis.

In einem Neubaugebiet am Rande von Reykjavik wird ein Skelett gefunden. Schnell steht fest, dass die Knochen seit etwa 60 Jahren dort liegen. Doch warum ist die Haltung so merkwürdig – wurde da etwa jemand lebendig begraben? Kommissar Erlendur und sein Team begeben sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Stand auf diesem Grundstück einmal ein Haus? vielleicht wissen ehemalige Besitzer oder Bewohner etwas? Oder kann das Militärcamp auf der anderen Seite des Hügels etwas damit zu tun haben, in dem während des 2. Weltkrieges zuerst Briten und dann Amerikaner untergebracht waren? Und wann kommt endlich der Gerichtsmediziner aus dem Urlaub, damit es endlich weitere Informationen über die Leiche gibt?

Dieser Krimi hat drei Handlungsstränge. Einmal natürlich die Suche nach dem Mörder der auf dem Hügel verscharrten Person. Als zweites erfähren wir peu à peu die Geschichte einer Familie, die, wie bald klar wird, irgendetwas mit dem Toten zu tun hat. Aus diesem Grund ist der Leser immer einen Tick besser informiert als die Polizei und kann schon Spekulationen anstellen, wer in dem Grab liegt, bevor Erlendurs Leute einen blassen Schimmer haben. Der dritte Strang ist das Privatleben der Kommissare, in diesem Band ist Erlendur sehr mit seiner Tochter Eva Lind beschäftigt, während Sigurđur Óli sich darüber klarwerden muss, wie er sich seine Beziehung in Zukunft vorstellt. Dieser Teil nimmt für meinen Geschmack etwas zu viel Raum ein.

Die besten Szenen sind für mich, wenn das grausame Leben einer Frau erzählt wird, von der wir bis kurz vor Schluss keinen Namen erfahren. Aber auch Erlendurs Zusammentreffen mit häuslicher Gewalt im der heutigen Stadt sind überzeugend geschildert. Diese Szenen gingen mir sehr nahe. Ansonsten verläuft die Handlung, abgesehen von Erlendurs hektischer Suche nach Eva Lind, ziemlich gemächlich. Manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu gemächlich. Das ergibt sich natürlich aus dem Alter der Leiche, besondere Eile scheint weder beim Ausgraben noch bei den Ermittlungen nötig zu sein. Das soll nicht heißen, dass der Krimi langweilig gewesen wäre, die Spannung war immer so dosiert, dass das nicht der Fall war.

Kein schlechter Krimi, aber ich habe schon bessere von Indriđason gelesen.

Cover_Indridason_Todeshauch

Arnaldur Indriđason: Todeshauch. Übersetzt von Coletta Bürling. Bastei-Lübbe 2004, 365 Seiten, Euro 7,99, ISBN 978-3-404-15103-5 bei amazon

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