P. Katharina Thölken: Eine wie ich

Nach langen glücklichen Jahren im Ausland kehrt die Frau zurück nach Deutschland. Die Ehe ist gescheitert, sie lebt alleine mit ihren beiden Töchtern, ist zunächst arbeitslos, weiß nicht, wie sie sich und die Mädchen über Wasser halten soll. Das enge Leben im deutschen Dorf nimmt ihr nach den Jahren in der weiten namibischen Wüste den Atem. Sie notiert ihre Gedanken: Hoffnungen, Sehnsüchte, Ängste, Sorgen, Leid und Frustrationen.

Sie träumt davon, nach Namibia zurückzugehen, aber was würde da aus den Kindern? Sie wünscht sich, ihre Arbeit, die alltägliche Tretmühle, hinter sich zu lassen und nur zu schreiben, aber könnte sie davon leben? Sie hadert mit inneren und äußeren Schreibhemmnissen, zwingt sich immer wieder an den Computer und ist glücklich, wenn es endlich fließt. Auf diese Weise entstehen diese Aufzeichnungen, die starken Tagebuch-Charakter haben, auch wenn von der Protagonistin fast immer in der 3. Person die Rede ist. Doch es ist nicht nur ein Tagebuch. Es ist auch ein Lektürebericht, eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gelesenen. Es gibt Tage, da sieht sie kaum einen Menschen, aber sie kommuniziert mit Literatur. Es ist eine Sprachbetrachtung: Ganz oft drehen sich lange Passagen um ein Wort, einen kurzen Satz, in denen die Autorin Sprache regelrecht seziert. Es ist eine Sammlung der tiefsinnigen Gedichte Thölkens. Und es ist eine (oft sehr kritische) Betrachtung der Menschen um sie herum, deren Handeln und Beweggründe sie fein säuberlich analysiert.

Zerrissen, unentschlossen, teilweise hilflos und zutiefst unglücklich – die Protagonistin gewährt dem Leser tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt. Dies lässt sicherlich niemanden unberührt zurück. Ein schmales Bändchen mit viel Gehalt, das viel Stoff zum Nachdenken bietet.

Cover_Thölken_Einewieich

P. Katharina Thölken: Eine wie ich. Auf- und Abzeichnungen einer Rückkehr. atemwort 2013. Euro 12,00, 152 Seiten, ISBN 978-3-944276-01-4

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