Birgid Hanke: Flamme der Freiheit

Eleonore Prohaskas Kindheit ist hart: Als ihr Vater in den Krieg zieht, wird sie zusammen mit ihren Geschwistern von der trunksüchtigen Mutter in ein Waisenhaus gesteckt. Die Versorgung ist karg, das Leben lieblos. Eleonore fällt jedoch zunächst dem Pfarrer wegen ihrer guten Stimme auf, dann Gräfin Dorothea, die sie in ihren Haushalt holt. Dort lebt sie nicht nur viel komfortabler, sondern erhält auch Gesangsunterricht und die gleiche Ausbildung wie die Enkelinnen der Gräfin.  Eleonores Gesangskarriere scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Bei einer kleinen Aufführung verliebt sie sich in den adeligen Alexander.

Jahre später scheinen sich alle Träume zerschlagen zu haben. Eleonore steht plötzlich mittellos da. Sie kommt recht gut zurecht – und dann trifft sie sogar Alexander wieder.

1813 wird in einer Schlacht gegen Napoleon ein Soldat schwer verletzt. Bei der Versorgung seiner Wunden stellt sich heraus, dass es sich um eine junge Frau handelt – Eleonore Prohaska. Kurz darauf stirbt sie.

Eleonore Prohaska hat wirklich gelebt. Birgid Hanke griff das Schicksal der Fau auf, die als Soldat verkleidet in den Kampf zog und sponn eine Geschichte drumherum. Was könnte Eleonore zu dieser Entscheidung gebracht haben? Sie verknüpft das Wenige, was über die historische Firgur bekannt ist, mit viel Hintergrundwissen über die Zeit und entwickelt so eine Handlung, wie sie gewesen sein könnte.

Der Leser schließt das ehrgeizige, aber doch bescheidene Mädchen schnell ins Herz. Die Charaktere der wichtigsten Protagonisten sind plastisch herausgearbeitet, sodass es leicht fällt, sie zu mögen oder zu verabscheuen. Die Handlung ist plausibel, auch wenn ich Eleonores Liebe teilweise übertrieben fand. Um so interessanter die Schilderungen ihrer Auftritte vor Köngin Luise, des Alltagslebens im gräflichen Schloss, ihrer verschiedenen Anstellungen, aber auch des väterlichen Haushalts. Zusammengenommen ergeben sie ein recht umfassendes Bild der Zeit. Was aus meiner Sicht ein wenig zu kurz kommt, ist der Grund für die Entscheidung, Soldatin zu werden. Diese Phase, die ja den Ausschlag zum Buch gegeben hat, wird relativ kanpp abgehandelt. Andererseits: Vergleicht man die geschilderte Lebenszeit mit dem kurzen Soldatendasein, passt es dann doch wieder.

Ich habe den Roman mit viel Freude gelesen, fast in einem Rutsch. Er gab zahlreiche Szenen, die mich zum Lachen brachten, manches Mal war ich den Tränen nahe und gelegentlich wütend. Das ganze Spektrum der Gefühle – wie es sich für ein gutes Buch gehört! Es ist genau die richtige Lektüre für die jetzt kommenden langen Abende und verregneten Wocheneenden.

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Birgid Hanke: Flamme der Freiheit. Knaur 2013. 528 Seiten, Euro 9,99, ISBN 978-3-426-50877-0

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