Britta Freith, Bigi Möhrle: Hinterm Stall die Blumen. Landfrauen und ihre Gärten

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe wenig Ahnung von Gärten. Ich habe selber nur einen kleinen Reihenhausmittelgarten, in dem ich vor mich hin wurschtele, meine kleinen Erfolge, aber auch Misserfolge erlebe. Über die Jahre habe ich natürlich viel dazu gelernt, aber da ist noch viel Spielraum nach oben.

Noch viel mehr Spaß als die eigene Arbeit im Garten macht es mir daher, wenn ich mir die Gärten anderer Leute anschauen kann. Klostergärten, Schlossgärten bzw. -parks und die Blicke, die ich manchmal zufällig über Gartenzäune oder bei Besuchen werfen kann. Was ich aber gar nicht kannte, waren Gärten auf Bauernhöfen. Britta Freith ist von Flensburg bis nach Kärnten gefahren und hat sich von dreizehn Bäuerinnen ihre Gärten zeigen lassen – einer schöner als der andere, wie ich finde. Kein Garten gleicht dem anderen. Die eine Bäuerin legt mehr Wert auf Nutzpflanzen als die andere, die eine arbeitet traditionell, bei der anderen ist alles bio. Aufgrund der unterschiedlichen klimatischen und geografischen Gegebenheiten gedeihen bei der einen Pflanzen prächtig, die bei der anderen nie kamen und deshalb nicht mehr angepflanzt wurden. Die traditionellen Vorstellungen, wie so ein Garten auszuschauen hat, unterscheiden sich ebenso wie die persönlichen Vorlieben und Abneigungen. So kommt es, dass die dreizehn Gärten nicht unterschiedlicher sein können, aber dennoch jeder von ihnen schön ist.

Die tollen Bilder von Bigi Möhrle zeigen die in ihre Arbeit vertieften Bäuerinnen, ihre Erzeugnisse und die so verschiedenartigen Höfe. Gerade die kleinen Details, die die Gärten besonders machen, bekommen bei ihr viel Raum. Die Texte von Britta Freith erläutern die Philosophie der Frauen, ihre gärtnerischen Wünsche und Träume. Dabei kratzt sie nicht nur an der Oberfläche, sondern es gelingt ihr, tiefer zu gehen, ihnen viele interessante Informationen zu entlocken, sodass ich am Ende das Gefühl hatte, sie wirklich kennengelernt zu haben. Die Leser erfahren, wie die Familien zu den Höfen kamen – manche wurden seit Generationen weitervererbt, andere sind die Erfüllung eines Lebenstraums –, und warum sich die Gärten zu dem entwickelten, was uns die Bilder zeigen. Schnell wird deutlich, dass sehr viel Arbeit notwendig ist, um solch große Gärten zu bewirtschaften, dass das aber nicht reicht: ohne viel Liebe zu den Pflanzen geht es nicht.

Jede Bäuerin verrät außerdem ihre Lieblingsrezepte: Teemischungen, Salben, Brot, Spätzle … Dazu Basteltipps (z. B. mit Pflanzen drucken) und natürlich jede Menge Ratschläge und Erfahrungen zu Erde, Pflanzensorten, Anbau usw. Häufig blättert man Bildbände einmal durch, erfreut sich an den Bildern und Texten und legt sie dann in die Ecke. Ich glaube nicht, dass diesem Buch dieses Schicksal droht, denn man kann immer wieder darin nachschlagen und wird bei jedem Blättern Neues entdecken.

Ein schönes Geschenk für Gartenliebhaber. Oder vielleicht ein Wunsch fürs eigene Bücherregal?

Übrigens sieht das Cover in natura viel schöner aus, finde ich, nicht so grell!

Cover_Freith_HintermStall

Britta Freith, Bigi Möhrle: Hinterm Stall die Blumen. Landfrauen und ihre Gärten. Ulmer 2013. Euro 29,95, 192 Seiten, 225 Farbfotos, ISBN 978-3-8001-7894-0

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