11 Fragen an Wortakzente

Es ist schon länger her, dass mein Kinderohren-Blog den Best Blog Award bekommen hat. Damit verbunden war die Aufgabe, zehn Fragen zu beantworten und dann zehn neue Fragen an ausgesuchte Blogs mit vermutlich noch nicht so vielen Lesern zu richten. Ich suchte unter anderem das Blog Slow Life Lab von Alice Scheerer aus.

Alice hat erst einmal gründlich recherchiert, um zu klären, wer der Initiator des Best Blog Awards war und wie er sich entwickelt hat. Ich finde es sehr spannend was sie dabei herausgefunden hat. Zum Beispiel kommt der Award aus Spanien und es waren es ursprünglich einmal elf Fragen. Überhaupt hat sich der Award im Laufe der Zeit stillepostmäßig verändert, was ich aber prima finde. Ich selbst habe mich auch nur so weit an die Regeln gehalten, wie sie mir gefallen haben, denn in meinem Blog bin ich die Chefin und mache darin, was mir gefällt.

Ich muss zugeben, dass ich den Preis zwar nett fand, aber auch irgendwie überflüssig, denn welche Bedeutung hat so ein Preis schon, wenn er kettenbriefartig recht wahllos in den Raum geworfen wird? Was ich aber mag, sind gute Fragen. Alice hat hier sehr interessante neue elf Fragen gestellt und jeden zur Beantwortung aufgefordert, der dazu Lust hat. Da konnte ich nicht widerstehen …

1. Kannst Du Dich an Deine Großeltern erinnern?  und 2. Was hast Du gerne mit deinen Großeltern gemacht?

Oh ja, ich habe sogar noch drei meiner Urgroßeltern kennengelernt. Vor allem meine eine Uroma (die Frankfurter Oma) habe ich sehr geliebt. Sie spielte mit mir „Fang den Hut“, „Mensch ärgere dich nicht“ und „Mühle“ und wir machten gemeinsam Kreuzworträtsel: Ich mit meinen großen Schulanfänger-Druckbuchstaben, sie mit altdeutscher Schrift, die ich schnell lesen lernte. Sie starb, als ich 10 Jahre alt war.

Auch von meinen Großeltern durfte ich drei kennenlernen, zwei Großmütter und einen Großvater.

Die Nauborner Oma ging regelmäßig auf den Friedhof und nahm mit dorthin mit. Ich wusste, wo die Gräber der weiteren Verwandtschaft waren und kannte die Geschichten der Verstorbenen. Berührt hat mich immer die Geschichte von Fredi, ihrem Neffen, der als Kind gestorben war. Wahrscheinlich, weil es mich immer etwas gegruselt hat, dass ein Kind in meinem Alter sterben kann. Ich weiß nicht, ob man Kinder heute noch auf den Friedhof mitnimmt, für mich war das damals ganz normal und ich mochte es.

Die Langener Großeltern habe ich nicht so oft gesehen, weil die Fahrt länger war. Dafür verbrachte ich in den Sommerferien immer eine Woche dort, vielleicht auch in anderen Ferien, so genau weiß ich das nicht mehr. Zu meinem Opa hatte ich kein sehr enges Verhältnis, er wollte mir immer vom Krieg erzählen, was mich damals leider nicht interessiert hat. Omi ist mit mir jedes Jahr nach Neu Isenburg zum Wasserspielplatz gefahren. Ich weiß gar nicht, wie das richtig heißt. Omi setzte sich mit Strickzeug, Kreuzworträtsel und Lektüre den ganzen Tag auf eine Bank, während ich auf dem Wasserspielplatz und dem angrenzenden Trimm-dich-Pfad herumtobte. Ich habe es geliebt!

Später haben meine Großeltern neben uns gebaut und ich habe jeden Tag nach der Schule dort zu Mittag gegessen. Omi war meine Ansprechpartnerin, sie erfuhr, wie es in der Schule gelaufen ist, was mich froh machte und was mich ärgerte.

Alle drei starben relativ kurz hintereinander, während ich in der Ausbildung war.

3. Erinnerst Du Dich an ein Gerät, das Dich damals beeindruckt hat und das es heute nicht mehr gibt?

Wenn ich bei meiner Nauborner Oma übernachtet habe, hat sie immer eine kupferne Wärmflasche zurecht gemacht, bevor ich ins Bett gegangen bin.

Und kein Gerät, sondern ein Geruch: Ich mochte es, wenn sie gerade gebohnert hatte. Ich bilde mir ein, dass es das Bohnerwachs in einer Art Tube gab, die mir damals riesig vorkam.

4. An welche Bräuche erinnerst Du Dich?

Kein Brauch im eigentlichen Sinne, aber etwas, was meine Nauborner Oma immer mit mir machte: Ihr altes Haus war abgerissen worden. Aber obwohl sie nun in einer Wohnung mit modernem Bad wohnte, badete sie mich immer in einem großen Bottich auf dem Küchentisch, bis ich zu groß dafür wurde.

5. Als kleines Kind dachte ich, dass die Steinzeit 1900 endete. Bis ich ein Bild von 1900 sah, auf dem die Leute relativ normale Kleidung trugen. Wann wurde Dir bewusst, wie lang und vielfältig unsere Geschichte ist?

Ich liebte es als Kind, wenn mein Vater mir „von früher“ erzählte, also von seiner Kindheit. Dass in der Vergangenheit vieles anders war, ist mir also von frühester Kindheit an bewusst. Auch von Römern, Griechen, Ägyptern, Wikingern habe ich gehört. Wann es aber genau war, dass mir die Länge der Zeit bewusst wurde, weiß ich nicht.

6. Ab und an schabe ich ausgewachsene Spatzen. Eine Spätzlepresse kommt mir nicht ins Haus. Gibt es etwas Umständliches, Altmodisches, das Du trotzdem machst?

Nein, da fällt mir nichts ein. Ich mag Geräte, die mir die Arbeit erleichtern.

7. Wie alt ist Dein ältestes Elektrogerät?

Als meine Großeltern starben, räumte meine Mutter all ihre Haushaltsgegenstände für mich auf den Dachboden. Nach meiner Ausbildung, in der ich ein Zimmer zur Untermiete bewohnte, zog ich in meine erste eigene Wohnung. Das war am 01.01.1991, Wahnsinn, wie lange das schon wieder her ist! Viele von Omas Geräten zogen bei mir ein, ihre Mikrowelle steht noch heute in meiner Küche und funktioniert tadellos. Allerdings hat sie nur 500 Watt, weniger als moderne Geräte. Vermutlich verbraucht sie auch mehr Strom. Ich denke aber gar nicht daran, sie zu entsorgen, so lange sie funktioniert.

Der Radiowecker meines Mannes ist noch älter, aber er denkt auch nicht daran, den Geist aufzugeben.

8. Was ist, oder wäre, Dir beim Gärtnern wichtiger: dass die Pflanzen Deinen Garten schmücken, oder dass sie essbar sind?

Der Schmuck. In unserem kleinen Reihenmittelhausgarten gibt es Erdbeeren, einen Johannisbeerbusch, ein Apfelbäumchen, einen Haselnusstrauch und ein paar Gewürze, ansonsten Büsche und vor allem Stauden.

9. Gibt es ein Blogpost, auf das du besonders stolz bist? (Frage von Kinderohren)

Stolz ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Aber es gibt ein einziges Post, das jedes Jahr so viele Leser hat, dass ich die Mindestklickzahl der VG Wort erreiche: Jugendsprache 2013 (und im Jahr davor Jugendsprache 2012). 2013 habe ich keinen Artikel für 2014 geschrieben, weil ich es auf Dauer langweilig fand. Mal sehen, vielleicht habe ich diesen Herbst wieder Lust.

Ich war aber schon stolz darauf, dass ich ein Interview mit Waris Dierie machen durfte. Zwar nicht persönlich, sondern nur per E-Mail, aber immerhin. Nachzulesen ist es hier.

Ansonsten mag ich manche Rezensionen von Büchern, die mir besonders am Herzen liegen.

10. Kannst Du Dir vorstellen, dass unsere Wirtschaft, ohne zu wachsen weiterbestehen kann? Wie könnte es funktionieren?

Oh je, das ist eine schwierige Frage zu einem Thema, mit dem ich mich nicht auskenne. Ich denke, dass permantes Wachstum nicht möglich ist und es möglich sein müsste, auf einem Niveau zu verharren. Die Zeit des „Immer mehr“ sollte schon unserer Umwelt zuliebe zu Ende sein. Aber natürlich, wenn weniger verkauft wird, gehen Arbeitsplätze verloren, alles hängt mit allem zusammen. Ohne Einschnitte wird es nicht gehen, vermutlich werden irgendwann alle ihre Ansprüche herunterschrauben müssen.

11. Was hat das Internet für Dich am meisten verändert? (eine Frage von sinnundverstand)

Alles. Meine Arbeit, meine Freizeitgestaltung und die Art und Weise, wie ich mit manchen Menschen den Kontakt halte.

Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie ich arbeiten sollte, ohne im Internet recherchieren zu können. Natürlich habe ich nach wie vor Nachschlagewerke im Regal stehen, aber im Netz finde ich vieles so viel schneller. Vor einiger Zeit hatte ich ein Übersetzungslektorat aus dem Niederländischen. Es ging um Dachformen: das Rhein-Dach und das Maas-Dach. Im Internet fand ich Bilder dieser Dachformen, die mir halfen, die deutschen Bezeichnungen dafür zu finden. Dazu hätte ich früher in eine Bibliothek gehen müssen, wobei noch zweifelhaft ist, ob ich fündig geworden wäre. Und, ganz wichtig: Meine Kunden finden übers Internet zu mir.

Auch in meiner Freizeit treibe ich mich viel im Netz herum. Ich blogge, netzwerke, twittere, lese bei Facebook, hole mir Informationen über aktuelle Ereignisse, schreibe und lese Mails, schaue Livestreams oder hole mir alte Beiträge aus einer Mediathek, plane Reisen und buche sie und spiele auch gerne das eine oder andere Spiel. Ohne Internet würde ich sicher noch mehr lesen. Vielleicht wäre mein Haushalt ordentlicher? 😉

Vielen Dank, Alice, die Fragen haben großen Spaß gemacht. Ich denke mir allerdings keine neuen Fragen aus, sonst drehe ich mich hier im Kreis. Wer Lust hat, kann sich aber sicher gerne die Fragen von Alice schnappen. Verweist dann aber bitte auf ihren Beitrag.

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