Michaela und Elaine DePrince: Ich kam mit dem Wüstenwind. Wie mein Traum vom Tanzen wahr wurde

Die kleine Mabinty wächst in Sierra Leone bei sehr liebevollen Eltern auf. Die Familie hat wenig Geld, aber die Eltern sparen eisern, um ihrer Tochter später eine gute Schulbildung bezahlen zu können. Schon der Dreijährigen bringen sie lesen und mehrere Sprachen bei. Doch von den Verwandten und anderen Dorfbewohnern wird das Mädchen weitgehend gemieden, denn ihre schwarze Haut hat weiße Flecken. 1998 kommt der Bürgerkrieg auch in das Dorf der kleinen Familie. Der Vater wird bei der Arbeit getötet. Als kurz darauf auch die Mutter stirbt, bringt der Onkel Mabinty in ein Waisenhaus. Auch dort wird sie wegen ihrer fleckigen Haut schlecht behandelt, sie wird „Nummer 27“ genannt (mehr Kinder gibt es nicht). Aber immerhin, sie findet eine Freundin. Eines Tages flattert Mabinty eine Zeitschrift vor die Füße. Auf dem Cover: Das Bild einer Ballettänzerin, das sie unheimlich beeindruckt. In diesem Moment entsteht ihr Traum, so zu werden, und sie trägt das Bild immer mit sich herum. Auch in das Waisenhaus kommt der Krieg und alle Kinder müssen flüchten.

Als Mabinty, die nun Michaela heißt, zusammen mit ihrer Freundin von amerikanischen Eltern adoptiert wird, kann ihr Traum Wirklichkeit werden. Sie erhält Ballettunterricht und erweist sich als sehr talentiert. Im Laufe der Jahre muss sie immer wieder erfahren, dass ihre schwarze Hautfarbe beim Ballett ein Hindernis darstellt. Doch Michaela gibt nicht auf. Sie will Profi-Tänzerin werden und schafft es schließlich.

Die Schilderungen werden durch einen Bildteil in der Mitte des Buches ergänzt.

Ich interessiere mich kein bisschen für Ballett. Doch die Lebensgeschichte von Mabinty/Michaela habe ich verschlungen. Ich habe zwar ein wenig Zweifel daran, dass das Mädchen sich wirklich so gut an die Zeit bei seinen Eltern erinnern kann, aber andererseits waren diese Erinnerungen lange Zeit das Einzige, was es aufrechterhalten hat. Auch hat ihre Mutter wohl vieles aufgeschrieben, was sie später in Amerika erzählt hat. Ihre Erlebnisse in Sierra Leone sind sehr erschütternd. Zum einen die Kriegserfahrungen, zum anderen die Diskriminierungen aufgrund ihrer Hautkrankheit. Auslandsadoptionen sind ja sehr umstritten, aber Michaela und den anderen Kindern aus ihrem Waisenhaus haben sie sicherlich das Leben gerettet. Michaela hat das große Glück, in eine liebevolle Familie zu kommen, die alles tut, ihr ihren Traum vom Tanzen zu ermöglichen, auch wenn es finanziell nicht einfach ist. Ihre Schilderungen, welche Schwierigkeiten das Kennenlernen und die Anpassung an die amerikanische Kultur darstellten, fand ich besonders interessant. Vielleicht durch die Erfahrungen in ihrer frühen Kindheit hat Michaela einen starken Willen entwickelt. Den braucht sie auch, um nicht aufzugeben, wenn sie aufgrund ihrer Hautfarbe, aber auch wegen Verletzungen, an Grenzen zu stoßen scheint.

Als Motivation für das Buch gibt Michela an, dass sie anderen schwarzen Kindern Mut machen möchte, ihre Träume ebenfalls nicht aufzugeben. Doch ich denke, dass ihre Geschichte Jugendlichen ganz unabhängig von der Hautfarbe Kraft für ihre eigenen Projekte geben kann. Die Biografie liest sich flüssig und spannend, fehlende Ballettkenntnisse sind kein Hindernis. Die Schilderung der Kriegserlebnisse ist teilweise recht heftig, ich könnte mir vorstellen, dass sensible Leser damit Probleme haben. Andererseits: So sieht der Alltag in vielen Bürgerkriegsregionen leider aus. Das Buch wird ab 13 Jahren empfohlen, ich würde es von Kind abhängig machen und ggf. noch ein bisschen warten. Grundsätzlich ist es absolut empfehlenswert – auch für Erwachsene.

Cover_DePrince_Wüstenwind

Michaela und Elaine DePrince: Ich kam mit dem Wüstenwind. Wie mein Traum vom Tanzen wahr wurde. cbj 2014. 272 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-570-16324-5.

Dies ist wieder eine Rezension für Blogg dein Buch.

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