Ilona Koglin, Marek Rohde: Und jetzt retten WIR die Welt. Wie du die Veränderung wirst, die du dir wünscht. Ein Handbuch für Idealisten und Querdenker

Na klar, die Welt retten. Kann’s ein bisschen mehr sein?

Geht es euch auch manchmal so? Man sieht einen Bericht im Fernsehen, liest einen Artikel in der Zeitung oder im Internet oder unterhält sich mit Bekannten und denkt, dass es so nicht weitergehen kann. Mir jedenfalls passiert das immer wieder, in den verschiedensten Bereichen. Aber dann bleibt es bei der theoretischen Überlegung. Warum? Entweder weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Oder man wüsste es schon, denkt aber, dass man als Einzelner mit so einer kleinen Veränderung überhaupt nichts ausrichten kann. Oder man sieht so viele Möglichkeiten und Notwendigkeiten, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll – und dann lässt man es gleich.

Einfach mal mit einer Sache anfangen

Deswegen beginnt dieses Buch mit einem Prolog, über das Anfangen, in dem es genau um das oben beschriebene Dilemma geht. Es ist logisch, dass wir unser Leben ändern müssen, wenn wir die Welt besser machen wollen. Das ist uns allen klar, zumindest theoretisch. Aber was werden die anderen sagen? Sind wir als Einzelne nicht ohnehin hilflos? Warum besteht eigentlich heute so eine tiefe Kluft zwischen und selbst als Person und vielem, was in der Welt passiert?

Wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst beginnen. Muss den Mut finden, sich seiner Verantwortung zu stellen. Muss die Zuversicht gewinnen, trotz aller Missstände aktiv zu werden. Muss das Grundvertrauen entwickeln, dass es sich lohnt, sich auf den Weg zu machen in eine bessere Welt. Nicht irgendwann, sondern jetzt sofort! Nicht irgendwo anders, sondern genau dort, wo man sich gerade befindet. Und du wirst sehen, es lohnt sich, vom ersten Schritt an …

Ganz konkret

Das Buch will uns Lesern eine Hilfestellung dabei sein, was wir ganz konkret tun können, um die Welt zu verändern. Dabei geht es in Schritten vor, die die Leser von ihrer eigenen Person („Verändere dich selbst“: Haltung, Körper, Essen, Klamotten) über ihr Haus (Einrichten, Haushalt, Wohnen), ihre Straße (Nachbarn, Grünes, Tiere), ihre Stadt (Arbeit, Mobilität, Konsum), ihr Land (Geld, Politik, Kultur) bis hin zur ganzen Welt (Reisen, Global) bringt.

In jedes Thema wird von den Autoren eingeführt, sie geben einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion, interessante Entwicklungen und ihre eigenen Erfahrungen. Außerdem kommen viele Experten zu Wort, die von ihren Erfahrungen, Ideen und Projekten berichten. Viele Grafiken und Statistiken, jeweils am Seitenrand zu finden, helfen dabei, sich dem Thema zu nähern, Hintergründe zu verstehen und Argumentationshilfen zu haben, für sich selbst und die Diskussion mit anderen. Dort gibt es auch weiterführende Lesetipps. Am Ende eines jeden Abschnitts kommen die „Aktionen“. Hier gibt es ganz konkrete Tipps dafür, was die Leser tun können. Bei jeder Aktion wird angegeben, wie lange die Umsetzung dauert. Das kann eine Stunde sein, einige Tage oder mehrere Wochen. Symbole zeigen, ob sie sich auf die eigene Veränderung richten, auf den sozialen oder den ökologischen Wandel. Außerdem wird ein Schwierigkeitsgrad angegeben. Leicht ist es zum Beispiel, Kosmetika nach den angegebenen Rezepten selbst herzustellen, mittelschwer, sich mit bestimmten Fragen auseinanderzusetzen und sie für sich zu beantworten. Nur wenige der Aktionen werden als schwer eingestuft. Ganz am Schluss findet sich eine Übersicht aller 73 Aktionen, wo man auch abhaken kann, welche man schon gemacht hat.

Lesebuch, Nachschlagewerk und mehr

Die Leser können das Buch ganz individuell nach ihren Bedürfnissen auf unterschiedliche Weise nutzen, zum Beispiel als Nachschlagewerk zu bestimmten Themen. Ich habe es erst einmal, ganz klassisch, von vorne nach hinten durchgelesen. Dabei habe ich gemerkt, dass die Reihenfolge vom eigenen Ich und Körper hin zu globalen Überlegungen tatsächlich sehr sinnvoll ist. Am leichtesten kann man tatsächlich bei sich selbst beginnen: bei der eigenen Ernährung, dem Einkaufsverhalten, der Kleidung, der Fortbewegung. Je weiter das Buch fortschreitet, desto schwieriger habe ich die mögliche Umsetzung empfunden. Die Anforderungen an einen selbst werden höher, die Probleme sind weiter von einem entfernt, erscheinen abstrakter. Deshalb erscheint es mir sinnvoll, tatsächlich Schritt für Schritt vorzugehen und mit den Aktionen zum ersten Thema zu beginnen. Wer etwas schon in seinem Leben umgesetzt hat (sich zum Beispiel vegetarisch oder vegan ernährt oder fast alle Wege zu Fuß oder mit dem Rad erledigt) kann die Punkte natürlich problemlos übergehen. Das gilt auch, wenn man weiß, dass man zu diesem Schritt nicht bereit ist (beispielsweise, sich vegan zu ernähren). Kein Problem, es gibt so viele „Baustellen“, dass man problemlos erst etwas anderes angehen kann. Denn das niemand von heute auf morgen sein ganzes Leben komplett umkrempeln kann, ist auch den Autoren klar. Das funktioniert eher nach der Methode „viele kleine Schritte“.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Es vermittelt viel Wissen auf gut aufbereitete Art, gerade durch das Mischen der eigenen Erfahrungen und Rechercheergebnisse mit den Experteninterview und -stellungnahmen mit den Statistiken und Grafiken. Auch optisch ist das Buch interessant gestaltet, sodass man immer gleich erkennt, wo man welche Art von Text findet – allerdings konnte man dabei auch manchmal etwas den Faden verlieren. Etwas störend fand ich, dass die Grafiken am Rand eine Bildunterschrift haben, sodass ich manchmal irritiert war: Erst sah ich nett aufbereitete Zahlen, die ich nicht einordnen konnte, darunter fand ich irgendwann, um was es eigentlich geht. Ich hätte es besser gefunden, wenn die Informationen als Überschrift gestaltet worden wären.

Ebenfalls sehr gut haben mir die vielen weiterführenden Informationen gefallen. Da sind so viele spannende Projekte und Websites dabei, die ich mir am liebsten sofort angesehen hätte. Da ich dieses Buch im Urlaub in einem Ferienhaus mit nur sehr spärlichem Netz gelesen habe, war das jedoch nicht möglich. Vielleicht ist das aber gar nicht so schlimm, denn so habe ich erst einmal das ganze Buch gelesen und mir einen Überblick verschaffen können, bevor ich mich zu Hause intensiv in die Themen einarbeite.

Die Ärmel hochkrempeln – und los geht’s!

Bei vielen Aktionen hätte ich am liebsten sofort angefangen, es waren aber auch einige dabei, die mich gar nicht ansprachen. So habe ich z. B. gemerkt, dass die Wohnmodelle eher nichts für mich sind – zumindest nicht in meiner derzeitigen Lebenssituation.

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Gut fand ich beispielsweise die Aktion, bei der man beim Einkauf darauf achten soll, möglichst viel Plastik zu vermeiden. Als schlechte Idee habe ich die Aktion empfunden, bei der man die Plastiksachen in seinem Haushalt aussortieren und durch plastikfreie Dinge ersetzen soll. Zwar wird gesagt, dass man die aussortierten Sachen nach Möglichkeit verkaufen oder verschenken soll, aber mal ehrlich, wer will den ollen Kram? Es widerstrebt mir, Funktionstüchtiges auszusortieren. Ich benutze immer noch von meiner Großmutter geerbte Tupperdosen aus dem 70ern und 80ern oder Rührschüsseln, die ich 1991 gekauft habe, als ich meine erste eigene Wohnung bekam. Da dünstet auch nichts mehr aus. Außerdem: Wenn ich die Sachen aussortiere, weil ich befürchte, dass sie Gifte ausdünsten, sollte ich sie auch nicht weitergeben, oder? In diesem Fall finde ich es für mich besser, die Sachen weiterzubenutzen, bis sie kaputtgehen, und erst dann durch Plastikfreies zu ersetzen.

Gefreut habe ich mich, wenn ich gemerkt habe, dass ich das eine oder andere schon tue. Das muntert das Ego angesichts der vielen Probleme enorm auf! Beispielsweise wird vorgeschlagen, soziale Nachbarschaftsbibliotheken einzurichten, und ich habe ja schon meine Kinderbibliothek.

Apropos Nachbarschaft: Das Thema Nachbarschaft war mir zu städtisch. Ich lebe in einem Reihenmittelhaus in einem Neubaugebiet eines 1000-Einwohner-Ortes. Aufgaben, wie bei 5 Nachbarn zu klingeln und sich vorzustellen, sind da absurd. Oder Aktionen zusammen mit den Läden in der Nachbarschaft zu machen: Es gibt im ganzen Ort nur einen kleinen Bäckerladen. Der Stadtbezug fiel mir auch bei den Themen Fortbewegung und Begrünung auf. Aber das ist ja nicht schlimm. Es werden so viele Aktionen vorgeschlagen, dass man sich einfach andere herauspicken kann.

Ich fürchte, das ist keine richtige Rezension geworden, eher ein Lese-Erfahrungsbericht. Ich finde das Buch sehr informativ, es gibt sehr viele Anstöße und kann jedem helfen, der das Gefühl hat, etwas verändern zu wollen, aber nicht weiß, wo er anfangen soll. Danach hat wird jeder Leser mehr als genug Ideen haben, aber trotzdem weniger von der Sorge geplagt werden, nicht alles auf einmal ändern zu können.

Schritt für Schritt die Welt ändern, mit diesem Buch kann das klappen!

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Ilona Koglin, Marek Rohde: Und jetzt retten WIR die Welt. Wie du die Veränderung wirst, die du dir wünscht. Ein Handbuch für Idealisten und Querdenker. Kosmos 2016. 191 Seiten, Euro 19,99, ISBN 978-3-440-15189-1.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – über Buchhandel.de – und in jeder Buchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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