Ralf Thain: Ruhrpottlümmel. Zwischen Zeche und Beatclub

In Ruhrpottlümmel berichtet der Autor von Kindheit und Jugend im Ruhrpott. Die Handlung beginnt Mitte der 50er Jahre mit der Geburts des kleinen Horst, genannt Hotte, der in der Folge von seinem Leben berichtet: von seiner Familie, den Spielkameraden, der Schule usw. bis zum Erwachsenenwerden, als er als Bassist in einer Band spielte und die ersten Erfahrungen mit Mädchen machte. Horst Leben ist nicht denkbar ohne seine Umgebung. Die Geschichte spielt in Varl, einer Kleinstadt im Ruhrpott, genauer im Stadtteil Holt. Fast alle Männer arbeiten in einer der beiden Zechen der Stadt.

„Und? Was macht dein Papa?“, befragten sich immer alle gegenseitig. Was soll ich sagen: Die meisten waren „auf Zeche“. Entweder über oder unter Tage oder als Angestellte im Büro. Einige wenige der Väter gingen auch anderen Berufen nach.

Vieles, was Thain beschreibt, ist typisch für die Zeit, zum Beispiel Spiele der Kinder. Sehr vieles ist jedoch sehr typisch für das Ruhrgebiet. Und damit der Leser gleich merkt, wo er ist, schreibt er frei Schnauze, sprich im Dialekt. Das lässt sich aber problemlos verstehen, zumal er am Anfang gleich etliche Begriffe erklärt und später auch immer wieder einmal, sollte das nötig werden.

Mir gefällt der liebevolle Blick des Autors auf die Menschen und seine Umgebung. Viele kleine Begebenheiten, vermutlich teils aus eigener Erinnerung, der Erinnerung von Freunden oder Verwandten und dichterischer Ergänzung, zeichnen ein umfassendes Bild dieser Umgebung. Er schreibt sehr humorvoll, sodass ich immer wieder schmunzeln musste.

Ich denke, besonders interessant fände ich diese Erzählungen, wenn sie von meinem Vater erzählt worden wären. Wenn es meine Verwandten und Nachbarn wären, über die (wenn auch in verfremdeter Form) berichtet würde, die Orte, an denen auch ich meine Kindheit verbracht hätte oder die ich von Besuchen kenne. Oder wenn ich auch aus der Gegend käme und vieles wiedererkennen würde. So sind mir manche Passagen zu wenig von allgemeinem Interesse. Insgesamt finde ich aber, dass ein schönes Bild von der Zeit und der Region entsteht.

Das Ende fand ich sehr abrupt. Eine Fortsetzung ist allerdings bereits erschienen, wer also wissen will, wie es weitergeht, lese 2. Reihe rechts. Gleich neben dem Drummer.

Fazit: Eine Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet von den 50ern bis Anfang der 70er Jahre mit Humor erzählt und mit viel Lokalkolorit.

Ralf Thain: Ruhrpottlümmel. Zwischen Zeche und Beatclub. Tredition 2017. 316 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-7345-4191-9.

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Ich danke dem Autor für das Rezensionsexemplar.

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