Lonely Planets 500 einmalige Erlebnisse Deutschland

Was könnte man bloß mal unternehmen? In der Umgebung sind längst alle Sehenswürdigkeiten abgegrast. Wirklich? Ich denke nicht. Ich jedenfalls bin in 500 einmalige Erlebnisse Deutschland auch in der Nähe meines Wohnorts fündig geworden. Aber von vorne …

Wo ist Deutschland am höchsten, am schönsten, am geschichtsträchtigsten?

Das Konzept dieses Reiseführers ist ungewöhnlich. Er listet nicht alle Sehenswürdigkeiten in einer bestimmten Region auf, sondern sammelt immer zehn sehenswerte Orte oder Dinge einer bestimmten Kategorie, die dann auf sechs Seiten kurz vorgestellt werden. Das erste Kapitel, Wo Deutschland am höchsten ist, listet beispielsweise den Commerzbank Tower und den Millenium Tower in Frankfurt, den Aufzugstestturm in Rottweil, den Leuchtturm in Campen, den Freifallturm Scream im Heidepark Soltau, das Ulmer Münster, den Fernsehturm in Berlin, das Anzeigenhochhaus in Hannover, den Fernsehturm in Stuttgart und das Rathaus in Augsburg auf. Wie bitte? Das sind doch sicher nicht die zehn höchsten Gebäude Deutschland? Nein, aber das Augsburger Rathaus galt beispielsweise bei seiner Fertigstellung 1624 als das weltweit höchste Gebäude mit mehr als sechs Stockwerken. Es handelt sich also nicht immer um Superlative, aber um, wie es in der Einleitung heißt,

500 ganz besondere Erlebnisse zum Staunen, Nachdenken, Ausprobieren, Weitersagen.

Und ich muss zugeben: von einem Aufzugstestturm hatte ich noch nie gehört.

Die Kategorien sind so ausgewählt, dass eine große Vielfalt unterschiedlichster Orte vorgestellt wird. Da finden sich Orte, an denen Geschichte geschrieben wurde genauso wie extreme Straßen und Gassen oder Treppen und Stiegen, man erfährt, wo Deutschland isst, wo Kids erwünscht sind oder wo es dampft und sprudelt. Musik und Kunst und Architektur finden ebenso Raum wie das Einkaufen. Deutschland unter Wasser, Deutschland unter der Erde, Burgen und Schlösser, Badeseen – das Spektrum ist groß. Lust aufs Reisen und Entdecken machen auch die Bilder. Die Texte sind jeweils nur kurz – lang genug, um neugierig zu machen, bei manchen Orten vielleicht auch umfassend genug, bei anderen wird man sich weitere Informationen besorgen wollen.

Auf Entdeckungsreise

Mir gefällt das Konzept sehr gut, denn man kann gleich mehrfach auf Entdeckungsreise gehen. Zum einen beim Lesen, denn man liest sich ganz schnell fest. Manches ist bekannt, manches weiß man, aber zumindest für mich waren viele der vorgestellten Sehenswürdigkeiten neu. Man lernt viel Spannendes, teilweise Kurioses. Und, wie gesagt, ich habe sogar in meiner näheren Umgebung Neues entdeckt. Zum anderen ganz aktiv, wenn man wirklich loszieht. Das Buch sollte einen bei jedem Urlaub innerhalb Deutschland begleiten, dann kann man an jedem Urlaubsort Dinge entdecken, die nicht ganz Mainstream sind und wahrscheinlich nicht in jedem Reiseführer stehen.

Klar, da sind Kategorien dabei, die manch einen null interessieren. Und natürlich gibt es auch Etliches, was man schon gesehen hat, wenn man in Deutschland schon ein wenig herumgekommen ist. Doch ich habe genug entdeckt, was mich interessiert und verlockt und deswegen auf meine Da-möchte-ich-mal-hin-Liste gewandert ist. Die kurzen Informationen machen Appetit, Detailinfos gibt es dann sicher im Internet oder einem Reiseführer der Region. Klar muss auch sein, dass kaum ein Thema mit zehn Orten umfassend abgehandelt sein dürfte, es handelt sich um eine oft recht subjektive Auswahl, bei der man seine Lieblingsattraktion schon mal vermissen könnte.

Wer suchet, der findet

Aber wie findet man sich zurecht, wenn man nicht nach einem bestimmten Thema, sondern nach einem Ort sucht? Dann muss man im Register nachschauen, wo nicht nur die einzelnen Orte, sondern auch die Bundesländern mit allen Nummern gelistet sind. Das hätte man eleganter lösen können, zum Beispiel mit einer übersichtlichen Tabelle oder einer Karte, auf der die Nummern eingetragen sind. Wenn ich beispielsweise gerade in Franken bin, interessieren mich keine Attraktionen im Voralpenland, aber vielleicht direkt um die Ecke in Thüringen. Und es ist ja logisch (oder zumindest sehr wahrscheinlich), dass niemand auf der Suche nach den höchsten Orten durch Deutschland reisen wird, sondern dass man wissen will, was es in einer bestimmten Gegend zu entdecken gibt. Noch blöder war allerdings, dass die Nummern im Register mich zunächst in die Irre führten. Unter Erfurt ist unter anderem die 38 aufgeführt, die mich allerdings zum Edersee in Hessen brachte, der unter 31 eingetragen ist. Die 31 ist das Steinhuder Meer, das im Register unter der 26 steht, worunter man Bonn findet. Es stellte sich dann heraus, dass im Register gar nicht die Nummer der Sehenswürdigkeit, sondern die Seitenzahl aufgeführt ist. An sich ist das ja üblich, ich fand es in diesem Fall aber nicht naheliegend. Zugegeben, mein Fehler.

Fazit: Wer ungewöhnliche Sehenswürdigkeiten entdecken will, sich für bestimmte Themen interessiert, von Superlativen aller Art fasziniert ist oder einfach interessante neue Orte kennenlernen möchte, wird in diesem ungewöhnlichen Reiseführer sicher fündig.

Corinna Melville, Ingrid Schumacher: Lonely Planets 500 einmalige Erlebnisse Deutschland. Lonely Planet 2017. 288 Seiten, Euro 19,99, ISBN 978-3-8297-2663-4.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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