Claudia S. C. Schwartz: Meschugge sind wir beide. Unsere deutsch-israelische Liebesgeschichte

Wo die Liebe hinfällt

Bei Proben lernt die Sängerin Claudia den israelischen Komponisten Shaul kennen, der wie sie in Berlin lebt. Anfangs kommt es immer wieder zu Missverständnissen, weil Claudia Shauls Handlungen und Worte falsch auffasst. Doch mit der Zeit gewöhnt sie sich daran, dass er wesentlich direkter ist, als sie es gewohnt ist. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch je mehr Claudia über Shaul erfährt, desto größer werden ihre Zweifel. Shaul ist der Enkel von Holocaustüberlebenden, Claudias Großvater war Soldat in der Wehrmacht. Kann das funktionieren? Schließlich reisen die beiden nach Israel, wo Claudia Shauls gesamte Familie kennenlernt. Doch werden sie zur Hochzeit nach Deutschland kommen?

Ich stelle mich in die Schlange beim Bäcker und flüstere ins Handy: „Aber damit wir nicht bald eine Pause voneinander brauchen, wäre es vielleicht gut, uns mal einen Tag nicht zu sehen?“
Shaul lacht laut in den Hörer. „Claudia?“
„Ja?“
„Ich will dich.“
„B-b-bitte?“
„Ich will dich. Ich will mit dir zusammen sein“, sagt Shaul klar und deutlich.
So viel Direktheit lässt mich zusammenzucken. (S. 78/79)

Binationale Beziehung

Das Buch beschreibt die wahre Geschichte von Claudia und Shaul. Die beiden merken schnell, dass sie wunderbar zueinander passen, auch wenn es immer wieder kulturell bedingte Missverständnisse gibt und der Holocaust eine dauerhafte Beziehung mit dem Segen von Shauls Familie und seinen Freunden unmöglich erscheinen lässt. Im Laufe des Buches lernen die Leser die jeweiligen Familiengeschichten der beiden kennen: Shauls Großeltern stammen aus Rumänien und dem Iran und haben sich im jungen Staat Israel kennengelernt, seine Mutter ist jung gestorben, zur Stiefmutter hat er ein distanziertes Verhältnis. Aber auch Claudias Familie hat viel erlebt. So schildert das Buch nicht nur die persönliche Geschichte der beiden Protagonisten und ihrer Familien, sondern geht weit darüber hinaus. Das ist interessant und spannend zu lesen. Die Erlebnisse der beiden in Israel und bei der Hochzeit in Deutschland sind oft sehr humorvoll geschildert, und auch wenn es an der einen oder anderen Stelle eher Galgenhumor ist, ist das für den Leser doch sehr amüsant. Die Beziehung wird gleich mit drei Hochzeiten besiegelt, standesamtlich, katholisch und jüdisch, was bei manchem Gast auf arges Befremden, wenn nicht gar auf Abwehr stößt. Doch erstaunlicherweise schaffen es die meisten, die Beziehung zwischen Claudia und Shaul als das zu akzeptieren, was sie ist: eine Liebe zwischen zwei jungen Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. Dass das möglich ist, dass so viele über ihren Schatten springen konnten, finde ich wunderschön.

Eine Liebe, die Grenzen und Geschichte überwindet

Die ungewöhnliche Liebesgeschichte des deutsch-israelischen Paares ist sehr lesenswert. Die beiden sind einfach nur junge Menschen, die sich zueinander hingezogen fühlen, tragen aber einen sehr schweren Rucksack voller Geschichte mit sich herum. Sie zeigen, dass es trotzdem geht: Liebe kann kulturelle Unterschiede und historische Belastungen überwinden. Sie kann Brücken schlagen und schafft es auch, die Verwandten und Freunde (mehr oder weniger geschickt) aufeinander zugehen zu lassen. Viele Stellen zum Lachen wechseln sich mit Passagen ab, an denen der Leser zutiefst betroffen ist. Durch Claudias früheren Aufenthalt in Hebron spielt auch der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern mit hinein, was dem Buch eine weitere, sehr bereichernde Facette gibt.

Fazit: Ein berührendes und trotzdem lustiges Buch über eine ungewöhnliche Liebe, die manch ein Hindernis überwinden muss. 

Claudia S. C. Schwartz: Meschugge sind wir beide. Unsere deutsch-israelische Liebesgeschichte. Eden 2017. 256 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-95910-075-5.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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