Bernhard Bürkle: Glut in den Wäldern. Traditionelles Köhler-Handwerk

Altes Handwerk

Es gibt Dinge, über die man sich selten Gedanken macht. Zum Beispiel darüber, wie Grillkohle hergestellt wird. Man kauft einen Sack, er ist ja nicht teuer, schüttet die Kohle in den Grill und fertig. Vor einiger Zeit bin ich zufällig in einen Fernsehbericht hineingeraten, in dem es hieß, dass unsere Grillkohle heute meist aus Osteuropa kommt. Gezeigt wurde auch ein Köhler, der unter sehr schlechten Bedingungen lebte und Meiler um Meiler Kohle herstellte, was nicht ungefährlich ist. Dass auch in Deutschland noch Kohl hergestellt wird, wusste ich dagegen nicht. Um so interessanter fand ich es zu erfahren, dass das sehr wohl der Fall ist. Wo und wie das geschieht, beschreibt der Autor in dem Buch Glut in den Wäldern.

Gefährliche Arbeit

In Hayingen in der Schwäbischen Alb arbeitet auch kein hauptberuflicher Köhler mehr. Aber zweimal im Jahr wird ein Meiler angeheizt, manchmal auch zwei, und nach alter Kunst Grillkohle hergestellt, die viel hochwertiger ist als die Baumarktkohle, im Buch wird sie Manufakturkohle genannt. Das Köhlerhandwerk wird innerhalb einer Familie weitervererbt, denn es gibt vieles, worauf man achten muss. Es werden aber auch viele Helfer benötigt, sodass das halbe Dorf mithilft und der Anlass ordentlich gefeiert wird. Eigentlich hatte sich Bürkle die Köhlerei nur einmal anschauen wollen. Das, was er sah, faszinierte ihn so sehr, dass er zunächst eine Foto-Reportage in einer regionalen Zeitschrift plante, heraus kam am Ende dieses informative Buch mit den vielen sehenswerten Bildern.

Genau wird beschrieben und gezeigt, wie das Holz für den Meiler aufgebaut und mit Gras und den Resten des alten Meilers abgedeckt wird. Dann wird es kompliziert. Der Meiler wird in Glut gesteckt, aber brennen darf er nicht. Dazu muss hier ein Luftloch gestochen, dort etwas zugeschaufelt werden. Eine hohe Kunst, wie dem Leser schnell klar wird. Bei alledem muss der Köhler natürlich auch immer vorsichtig sein, dass er nicht in den Meiler einbricht. Dann muss der Meiler Tag und Nacht bewacht werden. Was passiert, wenn es regnet? Was muss der Köhler tun, wenn es sehr heiß wird. All die vielen Arbeitsschritte, die bis zur Ernte (ja, das heißt wirklich so) der Holzkohle erforderlich sind, werden hier geschildert.

Spannend, informativ und unterhaltsam stellt Bürkle die Arbeit des Köhlers mit allen nötigen Schritten dar. Die vielen Bilder veranschaulichen die Arbeitsschritte. Auch auf die Verwendungsmöglichkeiten der Holzkohle geht der Autor ein. Vermutlich denken die meisten wie ich zuerst an Grillkohle, aber sie findet auch als Zeichenkohle und Aktivkohle Verwendung. In diesem Abschnitt wird auch ein Messerschmied vorgestellt, Janosch Vecernjes, der seine begehrten Messer auf traditionelle Art schmiedet und der diese Kohle verwendet. Ein sehr informativer Exkurs! Abgerundet wird das Buch von einem Kapitel über die Geschichte der Köhlerei.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch, dem es gelingt, auf unterhaltsame Art viel Wissen über ein altes Handwerk zu vermitteln. Toll für alle, die sich für alte Handwerkskunst interessieren, für (Heimat-)Museen oder Schulen.

Bernhard Bürkle: Glut in den Wäldern. Traditionelles Köhler-Handwerk. limosa 2017. 128 Seiten, Euro 19,90, ISBN 978-3-86037-635-5.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei Buch7 – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in jeder Buchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

 

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