Marina, Luisa, Suna. Drei Frauennamen, drei Identitäten, doch untrennbar miteinander verbunden.
Luisa lebt mit ihrem Freund Tom und ihren beiden Kindern in einem kleinen Dorf. Nach Jahren in Berlin ist sie zurückgekehrt in die Heimat der Kindheit. Sie könnte dort sehr glücklich sein, wenn nur ihre kleine Tochter schlafen würde. Nacht für Nacht trägt sie das schreiende Kind herum, bis sie eines Tages den Rat bekommt, ihre Wurzeln zu suchen. Solange Luisa, ein Adoptivkind, nicht wisse, woher sie komme, könne auch die Kleine keine Wurzeln schlagen.
Also macht sich Luisa auf die Suche nach ihrer Herkunft. Lange hat sich sich dagegen gesperrt, nun will sie alles ganz genau wissen. Sie erfährt Überraschendes, Schönes und Trauriges. Zwar nicht in 1001 doch in sieben langen Nächten, erzählt sie der Tochter die serbisch-türkisch-deutsche Geschichte ihrer Familie, die aber durchaus märchenhaft-orientalische Züge hat …
Um es vorweg zu nehmen: Ich habe dieses Buch verschlungen und bin begeistert! Am liebsten würde ich es gleich noch einmal lesen (vielleicht mache ich das). Leider musste ich Suna nach dem ersten Kapitel für zwei Tage beiseite legen. Danach hatte ich einen Moment Schwierigkeiten, die vielen Familienmitglieder wieder richtig zuzuordnen, aber nachdem ich die Orientierung wiedergewonnen hatte, habe ich das restliche Buch an nur einem Abend gelesen. Atemlos, ja regelrecht gierig.
Die Familiengeschichte ist komplex, vielfach verwoben. Alle Charaktere sind sehr gründlich herausgearbeitet. Über einige der Nebenfiguren, beispielsweise Frieder, hätte ich sogar gerne mehr erfahren, obwohl das für den Fortgang der Handlung nicht notwendig war. Der Leser lernt Luisas leibliche Eltern kennen und die Ereignisse, die dazu führten, dass das Mädchen zu Adoption freigegeben wurde. Ausführlich werden auch die Adoptiveltern geschildert, die vielleicht nicht sonderlich sympathisch sind, deren Werdegang jedoch so glaubhaft geschildert wird, dass der Leser versteht, warum sie zu dem wurden, was sie sind. Dazu Großeltern, Geschwister, Cousins mit ihren Biografien … Und mittendrin Luisa selbst mit ihren widersprüchlichen Gefühlen: dem Anderssein, dem Nicht-Dazugehören, der Einsamkeit, der Ablehnung, dem Wunsch nach Geborgenheit. Luisa, die immer auf der Suche nach etwas war, anfangs ohne überhaupt zu wissen, was das sein könnte.
Eine wunderschöne Geschichte, manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer authentisch. Geschrieben in einer sehr klaren Sprache, kein Wort scheint überflüssig, trotz aller Gefühle wird es niemals kitschig. Ein berührendes Buch, das ich jedem ans Herz lege!
Pia Ziefle: Suna. Ullstein 2012. 304 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-550-08892-6
Gerade entdeckt: EIn Interview mit Pia Ziefle im Buchreport von heute.
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