Oder, wie der Untertitel sagt: Nachbarn sind ein Geschenk – Umtausch ausgeschlossen.
Ärger mit dem Nachbarn? Das kennt fast jeder. Aber woran liegt das eigentlich? Doch ganz sicher nicht an einem selbst? Nun, bei der nächsten Wohnungssuche kann einem vielleicht der neue Langenscheidt-Ratgeber dabei helfen, schon im Voraus einen Blick auf die zukünftigen Nachbarn zu werfen und zu schauen, wie hoch das „Gefahrenpotenzial“ ist. Im ersten Teil des Büchleins werden verschiedene Typen von Nachbarn vorgestellt: Der Hausmeister, der Oberlehrer, der Student, die alleinerziehende Mutter, der Single, die neureichen Doppelverdiener usw. Jeder dieser Typen wird hinsichtlich verschiedener Kriterien bewertet: handwerklicher Gebrauchsnutzen, intellektueller Gebrauchsnutzen, Spaßfaktor, Stress- und Störfaktor und Ökofaktor. Danach werden die besonderen Kennezichen auf wenigen Seiten herausgearbeitet. Schnell wird deutlich, ob man zusammen passen könnte. Für den Fall, dass nicht, gibt es Ratschläge, wie man diesen Typ am besten auf die Palme bringen kann. Abschließend folgen ein paar Übersetzungshilfen:
So sagt der Nachbar zum Single: „Wie hoch ist denn der Stromverbrauch Ihrer Hi-Fi-Anlage?“ und meint: Rock am Ring verbraucht deutlich weniger.
Oder zum Studenten: „ Wie lange dauert denn Ihre Regelstudienzeit“ und meint: Gut zu wissen, wann wir dich wieder los sind!
Der zweite Teil rollt die Nachbarschaft anders auf: Zeige mir, wie du wohnst … Auf je zwei bis drei Seiten wird hier von der Studentenbude bis zur Villa mit Pool dargestellt, wie mensch so wohnen kann, und was das für das Zusammenleben mit den Mitmenschen bedeutet. Teil drei befasst sich mit den Tätigkeiten und Aktivitäten, die dazu führen können, das nachbarschaftliche Verhältnis zu stören, hier als „die Waffen des Nachbarn“ bezeichnet: grillen, heimwerken, Gartengestaltung, spielende Kinder … Autor und Anwalt Franz Obst gibt dazu jeweils kurze Hinweise auf die rechtliche Lage: Welche Abstände müssen bei Heckenpflanzungen beachtet werden, was sagen die Gesetze zur Tierhaltung. Amüsante Cartoons von Bettina Kumpe lockern den Text zusätzlich auf.
Der Nachbarschaftsratgeber ist eine recht kurzweilige und teilweise lustige Lektüre. Vor allem der erste Teil strotzt vor Klischees und wahrscheinlich kennt jeder Leser jemanden, auf den das alles nicht zutrifft. Aber: Meistens kennt man auch einen Vertreter dieses Typs, auf den das alles nur zu gut zutrifft, sodass der eine oder andere Schmunzler garantiert ist. Wie das ganze Buch ist auch der dritte Teil „auf lustig gemacht“. Durch die rechtlichen Hinweise gibt es hier jedoch auch einige tatsächlich nützliche Tipps. Gerade dieser Teil hat bei mir zum größten Heiterkeitsausbruch geführt. So musste ich erfahren, dass in Thüringen das Kompostieren von Abfällen zwar zulässig ist, dass dabei jedoch Mindestabstände zur Grundstücksgrenze einzuhalten sind. Nun dürfen alle einmal raten: Wo steht unser Komposter? Richtig, wie bei allen Nachbarn in einer der hinteren Ecken. Und wo müsste er bei der Einhaltung des Mindestabstandes von fünf Metern stehen? Ich habe extra unser Reihenmittelhausgärtchen mit Schritten grob vermessen: Den Abstand nach hinten schaffen wir, wenn wir den Komposter mitten auf unsere Terrasse stellen. Rechts und links reicht es allerdings nicht. Gut, dass wir uns mit unseren Nachbarn verstehen!
Weniger zur Entspannung des nachbarschaftlichen Verhältnisses dürften allerdings einige der Tipps beitragen. Wer wollte nicht schon immer einmal wissen, welche Heckenpflanzen eigentlich die längsten Stacheln haben? Im Vorwort heißt es, das Buch solle kein Brandbeschleuniger sein, sondern dazu dienen, sich nicht so ernst zu nehmen und auch über die eigenen Marotten zu lachen. Das fällt bekanntermaßen manchem schwer. Wer das kann, wird es allerdings nicht übel nehmen, wenn er ab und zu einen Zug von sich selbst entdeckt. Die meisten werden sich aber sicherlich lieber über die entdeckten Eigenarten anderer amüsieren. Egal: Hauptsache, es wird gelacht!
Fazit: Das Büchlein ist eine nette und schnelle Lektüre für zwischendurch, gut geeignet als Mitbringsel zum Einzug oder für bekanntermaßen leidgeplagte Freunde.
Franz Obst, Rolf Deilbach: Nachbar – Deutsch, Deutsch – Nachbar. Nachbarn sind ein Geschenk – Umstausch ausgeschlossen. Langenscheidt 2012. 128 Seiten, 156x102x10mm, Euro 9,99. ISBN 978-3-468-73845-6
Ich danke Blogg dein Buch und dem Langenscheidt-Verlag für das Rezensionsexemplar.
Ist das jetzt eigentlich ein “Ratgeber”, ein Spaßbuch oder ein Wörterbuch? Welchen Zweck hat es denn?
Eindeutig ein Spaßbuch mit leichtem Ratgeberanteil. Diese „Übersetzungen“ sind ja auch nur Jux. Zweck? Hmm, lockere Unterhaltung.