Das Hochwasser des Mains schwemmt einen Toten an, der schnell als Angehöriger der spanischen Gemeinde Frankfurts identifiziert wird. Offensichtlich wurde der Mann ermordet. Ein Fall für Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor, der ihre Herkunft und ihre Spanischkenntnisse nun sehr gelegen kommen. Zusammen mit ihrem langjährigen Kollegen Rainer Terletzki und dem Neuen im Team, Leopold Müller, hat sie schnell eine heiße Spur, die jedoch in eine Sackgasse zu führen scheint. Dann kommt es zu einem weiteren Todesfall und die Untersuchungen müssen forciert werden. Doch der Chef will, dass sie sich nebenbei um eine verschwundene Hausangestellte kümmern …
Um den Fall zu lösen, muss die Autorin tief in das verworrene BEziehungsgeflecht der spanischen Gemeinde in Frankfurt einsteigen. Dabei kommen auch Erinnerungen an ihre eigenen Kindheit hoch, die teilweise hilfreich, teilweise aber eher störend sind. Der Leser erlebt also nicht nur die Lösung des an sich nicht besonders spektakulären Falls mit, sondern erfährt auch einiges über die Geschichte der Gastarbeiter in Deutschland und lernt in Rückblicken mehrere persönliche Schicksale kennen. Diese Details machten das Buch über den reinen Kriminalfall hinaus sehr interessant. Die Personen werden sehr liebevoll beschrieben, ihre Charaktere gut herausgearbeitet. Besonders die (etwas nervige) Mutter der Komissarin, Celsa Tejedor, gefiel mir gut, aber auch der Pfarrer oder der Organisator der Kulturveranstaltungen.
Es gelingt, den Leser immer wieder neue Spekulationen über den oder die Täter anstellen zu lassen, noch kurz vor Schluss denkt man, man hätte es – und liegt wieder falsch. Wer nicht möglichst viel Blut und Gemetzel sucht, sondern einen intelligenten Krimi mit solide herausgearbeitetem Hintergrund, wird „Kalter Main“ mit Vergnügen lesen.
Rosa Ribas: Kalter Main. Suhrkamp 2009. 371 Seiten, Euro 9,95, ISBN 978-3-518-46088-7. Ausgezeichnet mit dem spanischen Krimipreis 2007.
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