Allan Karlsson flüchtet an seinem 100. Geburtstag ohne wirkliches Ziel aus dem Altenheim. Spontan steigt er in einen Bus, nimmt den Koffer eines Wartenden mit und steigt an irgendeiner Haltstelle wieder aus – wie sich herausstellt mitten im Nirgendwo. Zum Glück kommt er bei Julius Jonsson unter, mit dem er sich spontan gut versteht. Doch der Beisitzer des Koffers möchte, nein, muss diesen unbedingt wiederhaben und verfolgt Allan. Doch nicht nur er sucht den alten Mann, sondern auch die Polizei forscht nach dem Vermissten und die Presse heftet sich an seine Spuren. Auf ihrer Flucht lernen Allan und Julius eine Menge interessanter Menschen kennen sowie einen Elefanten. Diese turbulente Verfolgungsjagd ist die eine Ebene der Handlung.
Auf der zweiten Ebene erfährt der Leser die originelle Lebensgeschichte Allans, der zwar die Schule früh abbrechen musste, aber aufgrund seines ungewöhnlichen Talents im Umgang mit Sprengstoffen ordentlich in der Welt herumkommt. So ergibt es sich immer wieder, dass er genau dann an einem Ort ist, wenn sich dort etwas ereignet, was die Weltgeschichte verändert. Dabei triff er viele hochrangige Politiker und wird von ihnen zu einem Essen eingeladen wird. So begegnet er im spanischen Bürgerkrieg Franco, speist mit Truman, als dieser von Roosevelts Tod erfährt, wird von Stalin in ein Lager geschickt und klärt Charles de Gaulle darüber auf, dass einer seiner Mitarbeiter ein Spion ist.
Der Hundertjährige … ist eine kurzweilige Lektüre, die meist richtig viel Spaß macht. Die Geschichte des alten Mannes auf der Flucht ist vielleicht nicht immer ganz realitätsnah, aber gut konstruiert und oft lustig. Der Rückblick auf Allans Leben ist meist sehr spannend und interessant. Ich muss aber zugeben, dass ich zwischendurch angesichts der vielen Zufälle etwas genervt war. Oh nein, den trifft er jetzt nicht auch noch, dachte ich einmal relativ am Anfang. Aber dann merkte ich, dass das genau das Konzept des Buches ist, und habe mich darauf eingelassen. Ab diesem Moment hat es mir dann wieder gefallen und ich war gespannt, in welches Land, zu welchem Weltereignis es ihn als Nächstes verschlagen würde und konnte die allzu vielen Zufälle genießen. Fantasie kann man dem Autor wahrhaftig nicht absprechen!
Die meisten Figuren sind leicht überzogen gezeichnet, aber gerade so, dass die Geschichte noch irgendwie glaubwürdig bleibt. Mehr Glück als Verstand wäre dabei hervorragend als Überschrift für Allans Leben geeignet. Natürlich ist der Kommissar ein wenig trottelig, die Presse auf der falschen Spur (aber immer noch besser als die Polizei), die Ganoven ein bisschen blöd, aber alle Protagonisten sind liebevoll herausgearbeitet, wie ich finde.
Ein herrlicher Lesespaß, den ich gerne auch den Lesern von Sabine Schönbergs Kaffeepause-Blog ans Herz legen möchte. Es ist nicht unbedingt das mein Nummer-1-Hit für 2012, das wäre wahrscheinlich „Suna“ von Pia Ziefle oder „Blackout“ von Marc Elsberg. Aber es ist kurzweilig, lustig, turbulent und strotzt vor Fantasie – also genau das Richtige für ein paar gemütliche Lesestunden bei November-Schmuddelwetter.
Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. carl’s books 2012, 416 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-570-58501-6 gibt es hier bei amazon
Die Rezension finde ich gut gelungen, leider kam ich an das buch nicht ran, finde es aber nun einen 2.Versuch wert.
Für manche Bücher muss man auch in der richtigen Stimmung sein. Im Urlaub, wenn keine langen Pausen entstehen, komme ich in Bücher oft besser rein als im stressigen Alltag.
Liebe Daniela, vielen Dank für deine Empfehlung. Die Geschichte hört sich echt gut an. Ich bin mal gespannt, welches Buch (oder welche Bücher *g*) ich mir für den Winterurlaub besorgen werde.
Ich hoffe, du wirst es uns wissen lassen! 🙂
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