Es ist kein Reiseführer, es sind nicht die klassischen Touristenattraktionen, die vorgestellt werden.
Es ist kein Kulturführer, der spanische Traditionen beschreibt, hinterfragt und analysiert.
Es ist kein Bildband, der in großformatigen Bildern die Schönheit des Landes preist.
In Spanien 151 geben 151 Momentaufnahmen einen ganz anderen Einblick in das Land, als es Reiseführer, Kulturführer oder Bildband könnten. Das Buch zeigt Dinge, Situationen, die den Spaniern wichtig sind, die Teil ihres Alltags sind oder auch ihrer Festtage. Mit denen sie sich identifizieren und mit denen Graf-Riemann sie identifiziert: Lotterie und Bocadillos, Don Quijote und El País, Manolo Blahnik und Las Fallas, Caganer und La vuelta al cole – und 143 mehr. Feste, Traditionen und Gewohnheiten werden jeweils auf einer Seite dargestellt, illustriert mit einem Bild oder einer kleinen Collage. Essen ist wichtig für Kultur und Lebensgefühl, das ist in Spanien nicht anders als hier, und so kommt der Blick auf spanische Spezialitäten und Ernährungsgewohnheuten nicht zu kurz. Aber auch negative Aspekte werden angesprochen, beispielsweise die hohe Jugendarbeitslosigkeit und ihre Folgen.
Dabei gefällt mir der Stil der Autorin, die immer interessiert, nie herablassend, sondern meist sehr liebevoll über die spanischen Eigenarten berichtet. Häufig ist die Darstellung in kleine Geschichten verpackt, mal beschreibt sie selbst erlebte Anekdoten, mal schreiten (imaginäre?) Protagonisten zur Tat. Dazwischen finden sich historische Rückblicke oder sachliche Erläuterungen. Dadurch ist die Lektüre sehr abwechlungsreich und keinen Moment langweilig.
Das Ergebnis ist ein buntes Potpourri, das erstaunlich viel Einblicke gewährt. Ich habe viel Bekanntes wiedergefunden, aber auch viel Neues erfahren. Manches, das ich vergessen hatte, kam wieder in Erinnerung, verbunden mit anderen Erlebnissen, die damit zusammenhängen. Die Lektüre hat mir viel Freude bereitet und vor allem Lust, sofort in das nächste Flugzeug zu steigen und irgendwo in Spanien ein paar Churros zu essen (oder Tapas oder Bocadillos) und dabei das beschriebene Leben in natura um mich herum zu erleben. Es ist ein Buch, das sich aus der Masse der Veröffentlichungen über Spanien hervorhebt. Es kann Spanien-Kennern einige neue Eindrücke vermitteln und Spanien-Neulingen viele Tipps geben, worauf sie unbedingt einmal achten sollten, wenn sie mehr erleben wollen, als Sonne, Strand, Meer und die Alhambra – und vor allem, wenn sie ihr Reiseland ein wenig besser verstehen wollen.
Mir gefällt dieses Buch, aber auch das Konzept der Reihe „151“, mit deren Hilfe ich mir sicher noch andere Länder ins Wohnzimmer holen werde.
Lisa Graf-Riemann: Spanien 151: Portrait eines Landes mit vielen Gesichtern in 151 Momentaufnahmen. Conbook 2012. 284 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3943176124 bei amazon
Dass dir nicht nur dieses Buch, sondern auch das Konzept der 151-Reihe gut gefällt, freut und motiviert die Projektleiterin natürlich sehr, liebe Daniela 🙂 Genau den von dir beschriebenen »ganz anderen Einblick« wollen wir mit dieser neuen Reihe ermöglichen. Schön zu lesen, dass das Konzept aufgeht. Die nächsten Titel erscheinen übrigens im Frühjahr, mit jeweils 151 Momentaufnahmen aus Japan und Vietnam.
Diese Bücher würden möglicherweise/wahrscheinlich ganz anders auf mich wirken, weil ich beide Länder nicht kenne, während Spanien mir doch nicht ganz unbekannt ist. Vietnam, wie spannend!
España ist auch reisenswert…. lesenswert eh Saludos aus SEVILLA / Al Andaluz
Oh, Sevilla, meine Traumstadt!
kann man(n) von 2 Seiten sehen ;o]
Na klar. Es ist sowieso immer ein großer Unterschied, ob man eine Stadt nur als Tourist kennt oder dort lebt.
Ich wohne ca. 30 min weg …. weiter zum ATLANTIC hin …. höre ihn fast rauschen (aber nur fast)
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