Alex wird von der Polizei aufgegriffen, als er in Dover wieder nach Großbritannien einreisen möchte. Im Auto hat er nicht nur eine große Menge Marihuana, sondern auch eine Urne mit Asche. Er versucht zu erklären, was zu den Ereignissen führte, wegen denen er landesweit polizeilich gesucht wird, aber die Polizisten hören nicht richtig zu. Sie haben sich alles schon zurechtgelegt, wie es in ihr Bild passt.
Also fängt Alex an, dem Leser sein Leben zu erklären. Er beginnt an dem Zeitpunkt, an dem ein Meteorit durch das Dach ihres Hauses flog und ihn lebensgefährlich am Kopf verletzte. Der Zehnjährige kommt knapp durch, ist aufgrund der Medienberichte nun landesweit bekannt und muss damit leben, dass andere Menschen, besonders aber Kinder, ihn für einen Sonderling halten. Schließlich hat er in der Folge schwere epileptische Anfälle, muss eine Weile zu Hause unterrichtet werden, beginnt sich für Wissenschaft zu interessieren und ist einfach auf vielerlei Weise anders als seine Altersgenossen. Die Schule ist für ihn ein Horror, er wird gemobbt und muss erst einen Weg finden, sich zu behaupten. Schließlich gewinnt er in dem zunächst sehr abweisenden Mr. Petersen nach und nach einen Freund, mit dem er über das Leben und über Bücher pholosophieren kann. Als Mr. Petersen erkrankt gibt Alex ihm ein sehr schwerwiegendes Versprechen, das beide zusammenschweißt, Alex aber auch mit dem Gesetz in Konflikt bringt.
Ich bin absolut begeistert von diesem Buch. Alex hat ein sehr ungewöhnliches Leben und einiges zu erzählen. Außerdem ist er sehr wissbegierig, was er lernt, teilt er mit dem Leser. So erfährt man beispielsweise ganz nebenbei einiges über Meteore und Meteoriten. Alex muss einiges aushalten: Epilepsie, Mobbing, seine Mutter hat den Ruf, eine Hexe zu sein, keine Freunde. Obwohl man verstehen könnte, wenn er verzweifelte, kämpft er sich immer wieder durch. Wie er das schafft, wird mit viel Humor und Lockerheit geschildert. Die Lektüre hat mich mal zum Lachen gebracht, mal wütend gemacht oder traurig, aber niemals kaltgelassen. Manche Schilderungen verwirren zunächst etwas, aber schließlich greift alles ineinander und passt. Definitiv ist es keins dieser Bücher, die man nach dem Lesen einfach wieder aus der Hand legen kann. Es hat mich berührt und schon wieder zum Nachdenken über das Thema gebracht, auf das mich schon Ein ganzes halbes Jahr vor Kurzem gestoßen hat. Ich will hier nicht zu viel verraten, finde es aber schon erstaunlich, dass ich innerhalb eines Monats gleich zwei Romane lesen, die sich mit dem gleichen sehr wichtigen und schwierigen Thema befassen, ohne dass ich es vorher gewusst oder geplant hätte.
Das unerhörte Leben des Alex Woods ist eines dieser Bücher, die einen Sog auf mich ausgeübt haben. Sobald ich erst einmal richtig drin war, wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht und habe jede Minute zum Lesen genutzt. Mir gefiel der Stil und ich fand es interessant, welche Wendungen Alex’ Denken nimmt. Oft hat er mit leid getan, vor allem, wenn er gemobbt wurde, aber auch, wenn seine Mutter ihm einfach nicht richtig zuhörte. Was mir weniger gefallen hat, waren die langen Passagen über die Science-Fiction-Bücher, die ich nicht kenne und daher nicht immer richtig nachvollziehen konnte. Insgesamt aber eine absolute Leseempfehlung von mir!
Dies ist wieder eine Rezension für Blogg dein Buch.
Gavin Extence: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder Warum das Leben keinen Plan hat. Deutsch von Alexandra Ernst. Limes 2014. 480 Seiten, Euro 19,99, ISBN 978-3-8090-2633-4.
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Kannst Du nicht mal ein paar SF-Titel aus dem Buch nennen, falls es nicht zu große Mühe macht?
Na klar, gerne. Sie lesen das gesamte Werk von Kurt Vonnegut, zum Beispiel “Die Sirenen des Titan”, “Katzenwiege”, “Schlachthof 5”, “Frühstück für Helden”. Es müssen sehr gesellschaftskritische Romane sein, ich habe noch nichts von Vonnegut gelesen. Ich muss gestehen, ich kannte nicht einmal den Namen.
Kurt Vonnegut war (als Amerikaner) dabei, als Dresden bombardiert wurde. Das Erlebnis schlägt sich in seinen Werken nieder. Mit Slaughterhouse 5 wurde er weltbekannt. Aber SF ist das nicht.
Oh, okay. In dem einen Werk ging es zum Beispiel um eine Marsmission, das klang für sehr nach SF.
Ich habe gerade den Wikipedia-Artikel über ihn nachgelesen, da wird er auch als SF-Autor bezeichnet. Wahrscheinlich lassen sich nicht all seine Bücher ins gleiche Genre einordnen.
Das stimmt sicherlich, und die Marsmission ist mir auch unbekannt. Ich habe meinen Kommentar auch ganz spontan geschrieben, weil da die Anglistin (bzw. hier Amerikanistin) in mir durchging. Da klicke ich mich nicht erst in die Wikipedia. 😉
Neugierig war ich ursprünglich, ob es sich um SF-Klassiker oder modernere Autoren handelt, die heute in Kinderbüchern zitiert werden. Also doch Klassiker. Wenn auch noch relativ moderne.