Birgit Ebbert: Falsches Zeugnis

Katharina Bessling erhält E-Mails von einem Unbekannten, der behauptet, im Besitz von Tagebuchaufzeichnungen von Anne Frank aus der Zeit nach der Entdeckung der Familie im Hinterhaus zu haben. Das wäre eine Sensation! Nach und nach übersendet er ihr Texte, die angeblich aus dem Niederländischen übersetzt wurden. Die Angaben scheinen auf den ersten Blick plausibel zu sein. Katharina fängt Feuer und nimmt Nachforschungen auf. Wer ist der Absender? Und können seine Behauptungen überhaupt stimmen?

Zur gleichen Zeit kommt es in einem Seniorenheim zu merkwürdigen Todesfällen, die immer in Verbindung mit einem jungen Studenten gebracht werden können, der nach seiner Bufdi-Zeit dort jobbt. Sein Freund hat eine wissenschaftliche Arbeit über Anne Frank geschrieben und die beiden brauchen dringend Geld. Die Polizei nimmt Ermittlungen auf.

Dies ist der zweite Roman um Katharina Blessling, kann aber vollkommen unabhängig davon gelesen werden. Die junge Frau wird nach den ersten Mails neugierig. Zunächst forscht sie nur im Internet über das Leben von Anne Frank, um festzustellen, ob die Angaben in den angeblichen Tagebucheintragungen stimmen können. Aber je weiter sie einsteigt, desto größer wird ihr Wunsch, das Geheimnis zu lösen. Schließlich lässt sie sich auch auf ein Treffen mit dem E-Mail-Schreiber ein.  Nicht ungefährlich …

Zwei Handlungsstränge wechseln einander ab: Einmal die jungen Männer im Seniorenheim, die mit Mauscheleien und Vertuschungsversuchen beschäftigt sind und denen es nur darum geht, möglichst schnell an Geld zu kommen, einmal Katharina Blessling mit ihren Nachforschungen. Das ist meist recht spannend zu lesen, jedenfalls fesselt es genug, um der Auflösung entgegenzufiebern. Das Herausragende dieses Buches sind aber die vermeintlichen Tagebucheintragungen der Anne Frank, geschrieben im Gefängnis in Amsterdam und den KZ Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen. Birgit Ebbert hat hier hervorragend recherchiert und die Briefe an Kitty lesen sich, als stammten sie wirklich von Anne Frank. Diese Passagen fand ich sehr berührend und ich habe immer auf den nächsten Teil gewartet. Da Katharina Blessling wenig über Anne Frank weiß und nachforschen muss, wird viel über deren Leben erklärt. Im Prinzip wurde eine Geschichtsstunde in einen Krimi verpackt. Die Idee finde ich sehr originell und gut umgesetzt. Da in einem Handlungsstrang von Anfang an bekannt ist, wer welche kriminelle Handlung begeht, gibt es für den Leser keine Spannung dahingehend, wer der Täter ist und was seine Motive sind. Spannend ist jedoch, wie die Ermittlungen der Polizei vorangehen, wie Katharina der Lösung immer näher kommt und vor allem die Momente, in denen sie sich in Gefahr bringt.

Spannend, informativ und mit wichtigem Thema – lesenswert:

Cover_Ebbert_FalschesZeugnis
Birgit Ebbert: Falsches Zeugnis. Gmeiner 2015. 288 Seiten, Euro 11,99, ISBN 978-3-8392-1696-5.

(Rezension von Teil 1: Brandbücher, in dem es um die Bücherverbrennung geht.)

Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in jeder Buchhandlung.

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