Menschliche Abgründe unter südlicher Sonne
Meran. Die erfolgreiche Volksmusiksängerin Magdalena Ganthaler meldet ihren Mann als vermisst. Der ebenfalls erfolgreiche und bekannte Maler Erwin Tschurtschenthaler ist von einer Bergtour nicht zurückgekommen und hat sich auch nicht wie gewohnt gemeldet. Seine Frau ist untröstlich, zumal sie als Blinde auch auf seine Hilfe angewiesen ist. Doch die Polizei interessiert sich nicht besonders für den Fall, die Kommissare denken, der Mann wird schon wieder auftauchen. Lediglich Maresciallo Marini stellt einige Nachforschungen an, dabei ist er als Carabinieri gar nicht zuständig. Galerist Gasser, der beste Freund des Vermissten, hat merkwürdige Post bekommen, aber zu seinem Ärger interessiert sich niemand dafür. Doch dann wird ein Geheimnis öffentlich und noch jemand verschwindet – und auf einmal steht der Fall im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses.
„Nicht auf den Budl, du Tscheggl“, rief Wachtmeister Marini auf Deutsch, denn er hatte den Gast erkannt.
Die schönen und hässlichen Seiten von Meran
Die Sonne scheint heiß auf Merans Gassen, die Leser lernen die Laubengänge und die eine oder andere Sehenswürdigkeit dort und in der Umgebung quasi im Vorbeigehen kennen. Dazu sprechen alle Protagonisten ein wenig Dialekt, faszinierende Wörter wie Sellwollsell oder Tscheggl erzeugen das Gefühl, man wäre vor Ort – ein Buch, das richtig Lust auf Urlaub in Südtirol macht! Doch halt, war das nicht ein Krimi? Doch, doch. Das schöne Bild täuscht, denn offenbar hat jeder der Reichen und Schönen der Meraner Gesellschaft Dreck am Stecken. Man sollte jedenfalls niemanden zu früh bemitleiden, denn ob er das wirklich verdient hat? Auch der Vermisste war nicht unbedingt ein herzensguter Mensch, wobei es wie so oft ein wenig darauf ankommt, wen man fragt. Aber sein mysteriöses Verschwinden macht neugierig. Es gab ein paar Leute, denen ich zutraute, ihre Finger im Spiel zu haben. Natürlich musste ich die meisten meiner Theorien im Laufe der Lektüre wieder verwerfen, bis sich schließlich am Ende die Ereignisse überschlugen und es zur zwar nicht mehr ganz überraschenden Auflösung kam, aber was dahintersteckte, blieb bis zum Schluss offen.
Südtiroler Lokalkolorit
Ein unterhaltsamer Krimi, der menschliche Abgründe zeigt und die Leser lange im Dunkeln tappen lässt. Reichlich Lokalkolorit macht Lust darauf, die Gegend kennenzulernen. Noch schöner ist es wahrscheinlich, wenn man Meran und Bozen kennt und alles vor dem geistigen Auge auferstehen lassen kann. Es macht Spaß, den Verdächtigen und deren Verfolgern durch die Gassen und Lauben zu folgen, immer in der Hoffnung auf einen weiteren Hinweis. Rosen kommen übrigens immer wieder einmal vor, und jedesmal dachte ich, dass das DER Hinweis auf den Titel sein könnte. Aber nein, der kam erst viel später …
Im Anhang gibt es übrigens ein Glossar, was ich jedoch erst nach der Lektüre entdeckt habe. Das war nicht weiter schlimm, denn manches habe ich verstanden, anderes konnte mir aus dem Zusammenhang zusammenreimen.
Fazit: Unterhaltsam, hintergründig, mit viel Südtiroler Flair – ein spannender Krimi (nicht nur) für Meran-Fans.
Viola Eigenbrodt: Rosengeschmack. KSB 2017. 177 Seiten, Euro 10,50, ISBN 978-3-946105-70-1.
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Ich danke der Autorin für das Rezensionsexemplar.
..Mit Deiner Buchbesprechung steigt meine Spannung. Die Autorin hat mir fest zugesagt, bei sanftem Kerzenlicht und einem gemütlichen Glas Südtiroler Wein aus ihrem Buch vorzulesen. Die Stimme alleine ist herrlich zu hören. Ich bin ein Glückspilz… Perfekter geht es wohl kaum…
Sonnigste Grüßles
WN
Oh, das klingt gut. Na dann, viel Spaß!