Laura Pariani beschreibt in ihrer Romanbiographie das Leben des Garcilaso de la Vega, der den Beinamen “der Inka” trug. Er war der Sohn einer Inka-Prinzessin und eines spanischen Eroberers. Während er zunächst noch mit den Mythen und den noch vorhandenen Traditionen der Inka aufwächst, wird er eines Tages von seinem Vater aus dieser Welt gerissen und nach Spanien geschickt (tatsächlich reiste er nach dem Tod seines Vaters nach Spanien). Hier hat er es unendlich schwer: Er wird wegen seines “unreinen” Blutes und seiner unehelichen Herkunft verachtet, die spanische Frau seines Vaters verweigert ihm sein Erbe, er vermisst seine heimatliche Kultur.
Das Leben des Inka Garcilaso de la Vega bietet wahrhaftig genug Stoff für einen Roman. Leider gelingt es Pariani nicht, dem Leser diese Faszination zu übermitteln: Die Handlung springt vor und zurück. Fast jedes Kapitel ist aus dem Blickwinkel einer anderen Person geschrieben: dem seines Sohnes Diego, eines indianischen Dieners, seiner Mutter, seiner Sklavin, seines Freundes Miguel de Cervantes Saavedra (“Don Quichotte”) oder auch seiner eigenen. Daher gelingt es dem Leser nie, sich festzulesen. Zu Beginn eines jeden Kapitels muss man erst herausfinden, ob die Handlung vorangeschritten oder zurückgegangen ist und wer gerade berichtet. Man kann das auch positiv bewerten. So schreibt die Neue Zürcher Zeitung: “Meisterhaft zwischen verschiedenen Erzählinstanzen und Zeitebenen wechselnd …” – gerne, wenn der Leser dabei den Überblick behält.
Gariclaso de la Vega ist eine historische Figur (zum Wikipedia-Artikel) . Er ist noch heute für seine Werke bekannt, vor allem die “Commentarios reales”, in denen er über Gesetze, Riten und Sitten der Inka berichtet. Vieles über diese Kultur ist heute einzig aus dieser Quelle bekannt. Außerdem schrieb er einen Bericht über den Versuch Hernando de Sotos Florida zu erobern. Man sollte meinen, dass dies erwähnenswert gewesen wäre. Aber nein, der Romanleser erfährt nur, dass Garcilaso schreibt, dass er verbotene Literatur sammelt. Ein Roman ist keine Biographie, aber bei einer Romanbiographie sollten die bekannten Daten eingewebt werden. Die teilweise sehr dichte Beschreibung gerade der Kindheit in Peru kann diese Defizite leider nicht wettmachen.
Laura Pariani: Das Schwert und der Mond. Roman. Diana-Verlag. München, Zürich: 2002, ISBN: 978-3453160637