Christas neue Vermieterin Sandra Mersenhagen ist zwar einerseits ganz nett, andererseits aber etwas merkwürdig. Selbst bei der größten Sommerhitze achtet sie darauf, dass ihre Mieterin die Fenster im ersten Stock nachts geschlossen hält. Als Grund nennt sie einen Einbruchversuch. Doch dann bemerkt Christa, dass ein Mann sich im Garten des abgelegenen Hauses herumschleicht und stößt auf sein ekelhaftes Mitbringsel. Sie findet heraus, dass Sandra seit ihrer Jugend sehr zurückgezogen lebt. Offensichtlich hat sie Angst – vor etwas, vor jemandem ?–, will aber nicht darüber reden, nachdem all ihre Hilferufe ungehört verhallten. Die Polizei hält sie für eine Spinnerin.
Zufällig begegnet Christa der ehemaligen Nachbarstochter wieder, deren Familie vor Jahren bei einem Brand ums Leben kam, was ihr bis heute Schuldgefühle verursacht. Bea leitet das Tagungsheim einer Sekte. Ihr kann Christa sich anvertrauen. Als Sandra bei einem Unfall verletzt wird, glaubt Christa nicht an einen Zufall und nimmt Nachforschungen auf …
Der Krimi beginnt mit einem Rückblick. Erst viel später wird der Leser in der Lage sein, die Anfangsszene richtig einzuordnen, obwohl schnell klar wird, dass diese Geschehenisse der Auslöser für die folgenden Dramen sind. So wird von Anfang an eine leicht beklemmende Atmosphäre erzeugt, die mich immer wieder zum Weiterlesen veranlasst hat. Obwohl Christa auf den ersten Blick ein ziemlich langweiliger Mensch ist, sind ihr Forschungsdrang und ihr Antrieb überzeugend dargestellt. Auch die anderen Protagonisten, Kollegen, Familienmitglieder oder die geheimnisumwobene Sandra, wirken realistisch. Warum die Sekte ausgerechnet den mir albern erscheinenden Namen „Muh“ tragen muss, hat sich mir nicht erschlossen, aber vielleicht ergibt sich das aus Band 1, den ich nicht kenne (und dessen Kenntnis zum Verständnis auch nicht erforderlich ist, ich wäre höchstens neugierig gewesen). Allerdings spielen Christas Erinnerungen an die Ereignisse, die offensichtlich im ersten Band geschildert wurden, eine ziemlich große Rolle. Das Beschäftigung mit dem Thema Schuld, das durch die Begegnung mit Bea wieder in den Vordergrund rückt, verbindet sie mit ihrer Vermieterin. Das fand ich interessant aufgearbeitet, wenn auch an der ein oder anderen Stelle etwas langatmig.
„Sandras Schatten“ ist keiner dieser Krimis, bei denen das Blut in Strömen fließt. Das Grauen ist subtiler, man fürchtet sich mit und um Sandra, fängt irgendwann an, überall einen Stalker zu sehen. Auch Christa hätte ich an der einen oder anderen Stelle am liebsten geschüttelt, um sie von ihren Vorhaben abzubringen. Was ich grundsätzlich wichtig bei Krimis finde: Ich hatte nicht schon auf Seite 20 oder 50 eine Idee, wer der Täter sein könnte. Es gab genug Windungen, um mich bis fast zum (etwas abrupten) Schluss im Unklaren zu lassen. Alles in allem gute Unterhaltung zum günstigen Preis.
Martina Sevecke-Pohlen: Sandras Schatten, Wieken-Verlag 2012, 200 Seiten, Euro 2,98 €, Kindle 978-3-943621-00-6, PDF 978-3-943621-01-3, EPUB 978-3-943621-02-0) .
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