Leonie Biallas: Und immer wieder Quakenbrück. Erinnerungen an die neue Heimat

Leonie und ihre Familie sind aus Ostpreußen geflüchtet und in die englische Besatzungszone gekommen. Mit dem Zug werden sie nach Quakenbrück gebracht, wo sie von nun an wohnen sollen. Bei der Verteilung der Flüchtlinge ist etwas schiefgelaufen, zunächst muss ein anderer Platz zum Wohnen für die Familie gesucht werden. Doch dort ist kein Platz für Leonie, sodass sie zunächst beim Bürgermeister unterkommt. Dort hilft sie fleißig mit und ist wohlgelitten, bis sie wieder zur Schule geht. Noch einmal wird sie provisorisch untergebracht, bis sie endlich wieder mit ihrer Familie zusammenwohnen kann. Trotz einiger Hindernisse geht wieder zur Schule, findet Freunde, macht ihren Abschluss. Doch aus dem Traum von der Buchhändlerausbildung wird wegen einer langen Krankheit nichts. Sie zieht nach Frankfurt zu Tante und Onkel und findet dort eine Stelle als Kindermädchen bei einer US-amerikanischen Familie. Später arbeitet sie im Kaufhaus der Amerikaner. In Frankfurt lernt sie auch ihren späteren Mann kennen. Doch immer wieder kehrt sie nach Quakenbrück zurück.

Viele Abschnitte des Buches habe ich mit großem Interesse gelesen. Vor allem die Passagen von der Ankunft und dem Einleben der Flüchtlinge fand ich sehr interessant, ebenso wie die Berichte von Biallas’ Arbeit bei den Amerikanern. Sie schreibt flüssig, sodass sich das Buch flott lesen ließ und ein gutes Bild der Nachkriegsjahre vor dem Auge des Lesers entsteht. Allerdings sind etliche Abschnitte nur von Interesse für Leser aus Quakenbrück oder aus dem Umfeld der Autorin, so wenn sie alle Lehrer der Schule aufzählt oder oder von ihren Klassentreffen berichtet. Wen interessiert schon, in welche Gegenden Deutschlands es ihre Klassenkameraden verschlagen hat und was dort bei den Treffen besichtigt wurde? Auch fand ich den Bericht teilweise etwas ungeordnet, als wäre der Autorin gerade eingefallen, dass sie ja noch dieses oder jenes berichten wollte – und es an genau dieser Stelle auch tut.

Für alle, die sich für das Schicksal der Flüchtlinge im Nachkriegsdeutschland interessieren oder dafür, wie es war, bei den amerikanischen Besatzungsmächten beschäftigt zu werden, ist das Buch sehr aufschlussreich, die weniger interessanten Passagen lassen sich leicht überfliegen. Für alle, die aus Quakenbrück oder Umgebung stammen, ist es wegen der vielen Hinweise auf die Stadt natürlich besonders zu empfehlen.

Cover_Biallas_ImmerwiederQuakenbrück

Leonie Biallas: Und immer wieder Quakenbrück. Erinnerungen an die neue Heimat. atemwort 2014. 196 Seiten, Euro 14,98, ISBN 978-3-944276-04-5.

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