Sabine Eichhorst: Die Liebe meines Vaters

Der angehende Lehrer Loris Schorb reist 1930 nach Budapest, weil ihn die Sprache in einem Radiobeitrag verzaubert hat. Und tatsächlich verzaubert ihn auch die Stadt. In dem jungen Journalisten Béla findet er einen Freund, später verliebt er sich in Éva. Sooft er kann, reist er nach Budapest, doch am Ende weist Éva ihn ab. Jahre später: Loris heiratet und bekommt eine Tochter. Doch der Krieg hat begonnen und er muss an die Front. Über die Jahre schreibt er viele Feldpostbriefe an seine Frau, nach Hause kommt er nur selten. In den schlimmsten Momenten richtet ihn die Erinnerung an seine Tochter auf. Sie will er unbedingt noch einmal wiedersehen.

Das Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert: Die Jahre, in denen Loris regelmäßig nach Ungarn fährt und dort seine große Liebe findet, seine Ehe, die gleichbedeutend mit seiner Zeit als Soldat im 2. Weltkrieg ist, und die Erlebnisse seiner Tochter, die Überraschendes über ihren Vater erfährt. Der Loris, den der Leser kennenlernt, verändert sich im Laufe des Buches sehr. Ist er anfangs ein wissbegieriger, musisch begabter und verliebter junger Mann, kann man anhand seiner Briefe sehr gut nachvollziehen, wie der Krieg ihn verändert. Lange wehrt er sich dagegen zu verrohen, doch wird seine Sprache immer härter, seine Ungeduld gegenüber seiner Frau immer größer, bis der zunächst so sensible Mann auch vor Rohheiten nicht mehr zurückschreckt.

Den zweiten Abschnitt habe ich als harten Bruch empfunden, weil die Protagonisten, die ich inzwischen ins Herz geschlossen hatte, überhaupt keine Rolle mehr spielten. Der Leser ist in der gleichen Situation wie Loris, der auch nicht weiß, was aus seinen ungarischen Freunden geworden ist. Erst gegen Ende des Buches klärt sich alles auf.

Mir hat zum einen sehr gut gefallen, wie es der Autorin gelingt, das quirlige Vorkriegs-Budapest für die Leser lebendig zu machen. Zum anderen ist der Wandel von Loris’ Charakter sehr gut herausgearbeitet, ohne dass er dafür beschrieben werden musste – er erledigt das quasi selbst durch seine (übrigens echten) Feldpostbriefe. Aber auch die anderen wichtigen Charaktere erwachten beim Lesen zum Leben, besonders Elsa, aber auch Éva, zumindest am Ende, und Maria.

Ein sehr berührendes Buch, das viel mehr ist als nur ein Liebesroman.

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Sabine Eichhorst: Die Liebe meines Vaters. Knaur 2016. 368 Seiten, Euro 9,99, ISBN 978-3-426-51665-2.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in der Buchhandlung um die Ecke.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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