John Steinbeck: Von Mäusen und Menschen

Ein amerikanischer Traum

Amerika, Anfang der 1930er-Jahre. George und Lennie ziehen gemeinsam durchs Land und verpflichten sich als Arbeiter auf Farmen. Doch immer wieder müssen sie gehen, weil der riesige, äußerst starke aber ebenso einfältige Lennie wieder einmal etwas angestellt hat. Was genau, das erfahren die Leser zunächst nicht. Doch sie erleben mit, wie Lennie, der es liebt, weiche Sachen zu streicheln, aus Versehen eine Maus erdrückt. Die beiden teilen einen Traum: Sie wollen genug Geld verdienen, um sich ein kleines Stück Land leisten zu können, auf dem sie ungestört leben und arbeiten können und wo Lennie sich um die Kaninchen kümmern darf. Nun beginnen sie auf einer neuen Farm und wollen es endlich schaffen. George gibt Lennie genaue Anweisungen, wie er sich verhalten soll, wohl wissend, dass Lennie fast alles gleich wieder vergisst.

„(…) Jeder will ein Stück Land, braucht nicht viel zu sein. Bloß so viel, dass man was Eigenes hat. Ein Platz, wo man leben kann und von dem einen niemand vertreiben darf. (…) Und wir werden eine Stube für uns haben. Einen Hund werden wir haben und Kaninchen und Hühner. Grünkorn werden wir haben und vielleicht eine Kuh oder eine Ziege.“
Er bracht ab, überwältigt von seinem Bild.

George ist ein einfacher Mann mit einem einfachen Traum. Er hat sein Herz an den einfältigen Lennie gehängt, mit dem er zusammen reist und um den er sich kümmert. Beide wünschen sich nichts weiter, als ein eigenständiges Leben führen zu können. Doch vom ersten Moment an spürt man als Leser das Unheil, das in der Luft liegt, und man ahnt, dass sich der Traum der beiden nicht erfüllen wird.

Leben ohne Perspektiven

Exemplarisch für die heimatlosen Wanderarbeiter der Zeit schildert Steinbeck die Charaktere der Farmarbeiter, die alle ihre Wünsche und Träume haben. Sie teilen das Schicksal, einsam zu sein. Deswegen hat Curly beispielsweise hat einen sehr alten, kranken Hund als langjährigen Gefährten und bringt es nicht übers Herz, sich von ihm zu trennen. Was mit diesem Hund geschieht nimmt schon einiges von dem voraus, was später geschehen wird. Man kann sich gut in die Gefühle und Sehnsüchte dieser einfachen Männer hineinversetzen und möchte am liebsten aufhalten, was da kommt, weil man es ihnen so sehr gönnt, ihr eigenes Land zu kaufen. Auch die einzige Frau in der Geschichte, die frisch mit dem Farmbesitzer verheiratet ist, ist ein einsamer Mensch. Sie hat sich ihren großen Traum ebenfalls nicht erfüllen können und ist verbittert über ihre Lage. Deshalb ist es ihr egal, dass sie die Arbeiter mit ihrem Verhalten in Schwierigkeiten bringen könnte.

Das Ende kommt letztlich nicht unerwartet und erschüttert doch in seiner Konsequenz.

Fazit: Ein Klassiker, der nichts von seiner Kraft verloren hat. Fesselnd, berührend und tragisch zeichnet Steinbeck das Leben der einfachen Wanderarbeiter nach, die keinerlei Aussicht auf eine bessere Zukunft hatten.

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John Steinbeck: Von Mäusen und Menschen. Aus dem Englischen von Mirjam Pressler, dtv 2012, 128 Seiten, Euro 7,90, ISBN 978-3-423-14211-3.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei buch7.de – und in jeder Buchhandlung.

Ich habe das Buch im Rahmen der Bücherkultur-Klassikerchallenge gelesen. Jetzt hätte ich richtig Lust, noch mehr von Steinbeck zu lesen!

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