Waltraud Hable: Mein Date mit der Welt

Eine Frau, eine Weltreise, ein Plan

Es reicht! Nach dem Ende einer Beziehung schmeißt Waltraud Hable ihren gut bezahlten Job als Chefredakteurin eines Magazins hin, verkauft ihr Auto, sucht eine Untermieterin für ihre Wohnung in Wien und nimmt ihr Geld vom Sparkonto. Nachdem sie fünfzehn Jahre immer wieder darüber nachgedacht hat, beschließt sie, um die Welt zu reisen.

Mein Grund war banaler. Es gab ein Bauchgefühl. Das sagte mir: Wenn ich’s nicht mache, werde ich es bereuen und als alte Frau frustriert auf einer Parkbank auf Tauben und kleine Kinder schimpfen. Und das wäre blöd.

Hable stellt ihre ganz individuelle Route zusammen. Sie beginnt in Tansania, wo sie in der Einsamkeit erst mal runterkommt. Weiter geht es nach Kapstadt, San Francisco, zum Jahreswechsel nach Hawaii, dann nach Buenos Aires und Rio de Janeiro, nach Sydney und ins Outback, weiter nach Tokio und Hiroshima, nach Rangun, Bagan und Mandalay, weiter nach Vientiane, Don Det und Chiang Mai und danach nach Neu-Dehli, Jaipur, Varanasi und Trivandrum, von dort geht es nach Helsinki, bevor sie als eigentlich letzte Station Marrakesh besucht – und in einer Art Panikattacke verlängert und noch nach Lissabon fliegt.

Jedes Kapitel ist einem Monat und damit einem Reiseland gewidmet, nach einführenden Kapiteln zur Planung und Organisation. Dazwischen sind immer kurze Artikel mit eher praktischen Hinweisen zu Reiseplanung und -durchführung eingeschoben. Hier finden sich viele Listen, Kästen und Argumentesammlungen, zum Beispiel „Ich würde ja gerne, ABER …“, sinnvolles und unnützes Gepäck, technische Ausstattung, Besucher von zu Hause – ja oder nein? In der Mitte gibt es einige Seiten mit Fotos.

Am Ende stellt sie sich der unumgänglichen Frage „Wie war’s?“ und fragt sich, ob sie sich verändert hat.

Inzwischen gibt es etliche solcher Reisebeschreibungen. Was hier besonders ist: Hable nutzt Tinder, um an jedem Ort Männerbekanntschaften zu machen, in der Hoffnung, irgendwo auf ihre große Liebe zu treffen. Sie erklärt, wie sie sich absichert und schildert, welche Typen sie dabei trifft – mal interessante, mal etwas skurrile und es ist tatsächlich auch einer dabei, mit dem sie länger Kontakt hält.

Mal spannend, mal lustig

Wie immer bei solchen Büchern hadere ich ein wenig mit der Auswahl der Reiseziele, denn ich hätte, zumindest teilweise, andere gewählt. Aber das ist ja gut so und Hable hat natürlich auch ihre Gründe für ihre Wahl. Nicht alles erweist sich hinterher als glücklich, aber das kann man ja vorher nicht wissen. In San Francisco ist es kalt, teuer und entspricht so gar nicht ihren Erwartungen, in Südamerika erweisen sich die fehlenden Sprachkenntnisse als Problem und einmal bricht sie sogar ab. Sie macht gute und schlechte Erfahrungen, will hinschmeißen und kann am Ende kaum davon lassen, hat zwischendurch keine Lust mehr, sich irgendwas anzuschauen. Unterwegs wird sie einige Male von Familienmitgliedern oder Freunden besucht. Auch das eine interessante Erfahrung: Wenn man monatelang alleine gereist ist, fällt es schwer, sich auf andere einzulassen und Zugeständnisse zu machen. Mit manchen klappt das, mit anderen gar nicht.

Mir hat das Buch insgesamt recht gut gefallen, es lässt sich locker lesen. Hable trifft interessante Menschen, hat lustige, spannende und kuriose Erlebnisse, muss damit klarkommen, dass man nicht alles planen kann, und kann gut beobachten. Sie schreibt mit Humor und es macht ihr nichts aus, dabei auch ihre eigenen Fehler und Missgeschicke zu schildern.

Obwohl ich gar keine vergleichbare Reise plane, fand ich ihre Zusammenstellungen und Listen sehr spannend. An was man alles denken muss, was sich als unnötig herausstellt, ist für alle, die gerade am Planen sind, besonders wertvoll.

Die Schilderung der Tinder-Dates fand ich auf Dauer ermüdend, wahrscheinlich, weil mir die Erwartung, auf diese Weise den Mann fürs Leben zu finden (und dann weiterreisen zu müssen) so vollkommen fremd ist. Übrigens weist sie darauf hin, dass sie nicht auf der Suche nach One-night-Stands war, aber manchmal klang es doch ein wenig danach. Ist ja okay, wäre nur nicht meins.

Ich hätte mir stattdessen tiefergehende Beschreibungen der besuchten Orte gewünscht. Teilweise hatte sie gar keine Lust auf Sightseeing mehr, was ich nachvollziehen kann. Aber das wäre es, was für mich den Reiz einer solchen Reise ausmachen würde: zwar die typischen Sehenswürdigkeiten anschauen, aber noch viel mehr entdecken, Geheimtipps der Einwohner ausprobieren, den Alltag der Menschen teilen, um das Land, die Kultur zu begreifen. Das hat mich bei Meike Winnemuth mehr überzeugt.

Fazit: Eine interessante Reise um die Welt mit vielen Tinder-Dates und allen möglichen Tipps und Tricks.

Waltraud Hable: Mein Date mit der Welt. Eine Frau. Eine Weltreise. Ein Plan. Dumont 2018. 248 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-7701-6683-1.

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