Reiseführer Baedeker Belgien

Vorab

Ausflüge nach Brüssel oder vielleicht Brügge oder Antwerpen, das war es im Wesentlichen. Belgien ist bei Deutschen kein sehr beliebtes Reiseziel, viele fahren nur durch, um die Fähren nach England zu erreichen. Ich habe als Jugendliche mal meine Brieffreundin in Antwerpen besucht, ansonsten bin ich auch nur durchgefahren. Nun, wo wir eine Woche in Belgien verbracht haben, frage ich mich, warum das so ist. Belgien ist nah, ruck, zuck zu erreichen und wirklich wunderschön! Die Woche hat hinten und vorne nicht gereicht. So viele Städte, die wir nicht oder viel zu kurz besucht haben, so viele spannende Museen, für die wir keine Zeit hatten. Wir waren nicht einmal am Meer! Für uns steht daher fest: Wir kommen wieder!

Wohin in Belgien?

Wenn wir im Urlaub sind, wollen wir viele der Sehenswürdigkeiten eines Landes kennenlernen. Wir laufen gerne stundenlang durch Städte, besichtigen Kirchen, Denkmäler, Museen und was es sonst Spannendes und Interessantes zu entdecken gibt. Dazu brauchen wir einen gehaltvollen Reiseführer – all die schmalen Büchlein bringen uns nicht viel. Trotzdem haben wir lange keinen Baedecker mehr genutzt. Von früher habe ich diese Reiseführer als schreckliche Bleiwüsten in Erinnerung, in denen gefühlt jedes einzelne Bild in jeder einzelnen Kirche erklärt wurde. Das war uns dann doch etwas zu viel des Guten. Doch nun erschien passenderweise genau vor unserem Urlaub eine Neuauflage des Baedeckers für Belgien und ich hatte Lust, mir einmal anzuschauen, ob sich die Reiseführer in den letzten 20 oder 30 Jahren verändert haben.

Übersichtskarte zu Beginn

Die Umschlagseite lässt sich aufklappen. Dort findet man eine Übersichtskarte des Landes, in der knapp auf die fünfzehn größten Sehenswürdigkeiten des Landes hingewiesen wird mit Verweis auf die Seite, auf der ausführlicher berichtet wird. Das war praktisch für die Planung: Wohin wollen wir überhaupt, was gibt es zu sehen?

Landeskunde

Das Buch beginnt mit einigen landeskundlichen Informationen auf je drei Seiten mit vielen Bildern: das Königshaus, Dichter, Antwerpen, Diamantenmetropole der Welt, Schokolade, Wirtschaft. Das las sich rasch und brachte mir das Land vor der Reise schon einmal etwas näher. Am Ende folgen ausführlichere Kapitel zu Geschichte, Politik, Kunst und Kultur und interessanten Belgiern. Hier wird viel Sachwissen auf knappem Raum vermittelt, aber dennoch gut lesbar und verständlich.

Tourenvorschläge

Es folgen einige Tourenvorschläge, entweder durch eine Region wie die Ardennen oder Flandern oder zu bestimmten Themen wie Kunststädte oder Bier. Wir haben keine ausprobiert, schon weil wir nicht so viel Zeit zur Verfügung hatten. Zumindest die Thementouren locken mich auch nicht, weil mir das zu einseitig ist. Wir haben beispielsweise einige der Städte besucht, die in der Kunststädte-Tour enthalten sind, haben uns aber unterwegs auch das Schiffshebewerk Ronquières angeschaut und hätten, wenn es die Zeit erlaubt hätte, auch einen Abstecher zu den Grottes de Han gemacht. Kunst, Kultur, Technik, Natur – das darf bei uns gerne alles in einem Urlaub vorkommen. Wer jedoch Spaß daran hat, für den sind das sicher gute Vorschläge.

Alphabetischer Aufbau

Noch immer sortiert Baedecker die Ziele alphabetisch. Das finde ich zwar praktisch, wenn man genau weiß, was man sucht, denn man kommt rasch zum Ziel, auch ohne das Inhaltsverzeichnis zu bemühen. Bei anderen Reiseführern, die nach Regionen aufgebaut sind, hat man aber die Möglichkeit zu schauen, was es noch in der Gegend gibt. Diese Möglichkeit habe ich ein wenig vermisst. Zum Beispiel sagte mir Nivelles nichts, deswegen hätte ich dort auch nicht nach dem Schiffshebewerk gesucht. Allerdings gibt es ein doppelseitiges Schaubild zu den Schiffshebewerken, das ich beim Durchblättern zufällig entdeckt habe. Auch zu anderen Themen gibt es zwischendurch solche Themenseiten, zum Beispiel zur Gartenbaukunst, der EU, der Schlacht von Waterloo oder den flandrischen Kriegsschauplätzen. Sie sind im Inhaltsverzeichnis leicht zu finden, weil sie sich durch blaue Schrift von den Zielen absetzen. Sie sind sehr informativ, es lohnt sich, sie alle durchzulesen, auch wenn man sie nicht besucht.

Die Ziele selbst werden zunächst knapp eingeführt und man erhält einen Überblick über die Geschichte. Unter „* erleben“ folgen Informationen zu Adresse der Touristen-Information, Website und Öffnungszeiten, Rundfahrtbussen und anderen Sightseeing-Möglichkeiten wie Kutschen oder Bootstouren, öffentlichen Verkehrsmitteln und Einkaufen. Es folgen Hinweise auf Restaurants und Unterkünfte. Letzteres finde ich absolut überflüssig und Platzverschwendung. Wer sucht denn heutzutage noch eine Unterkunft im Reiseführer? Auch dass auf der Übersichtskarte die Hotels und Gaststätten mit Nummern versehen waren, irritierte uns immer wieder, weil wir nach den Sehenswürdigkeiten suchten. Diese sind hervorgehoben, indem die Gebäude farblich abgesetzt sind, aber wenn man z. B. ein bestimmtes Gebäude sucht, wäre es günstiger, auf einer nummerierten Liste zu suchen.
Dann geht es in üblicher Manier weiter mit der Darstellung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Das habe ich als sehr gut gemacht empfunden: viele Informationen zur Geschichte und Baustil der Gebäude, evtl. eine kleine Anekdote, aber nicht so ausführlich, dass wir nicht zu Ende gelesen hätten. Für uns war die Länge meistens genau richtig.

Magische Momente und Überraschendes

Beide Rubriken sind zwischendurch immer wieder mal eingestreut. Zuerst bin ich beim Durchblättern darauf gestoßen, dann habe ich mir alle anderen im Inhaltsverzeichnis herausgesucht und gelesen. Unter „Magische Momente“ findet man Hinweise auf besonders schöne oder bewegende Erlebnisse wie The Last Post in Ypern. Unter „Überraschendes“ werden immer sechs Dinge aufgelistet, zum Beispiel sechs Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind oder sechs erstaunliche Informationen. Das waren jeweils knappe, nett zu lesende Zusatzinformationen.

Zum Schluss

Am Ende folgen die üblichen praktischen Informationen zu Verkehr, Sprache, Reisezeit etc. und weiterführende Lesetipps. Im hinteren Umschlag ist eine Karte abgedruckt, in einer Hülle steckt eine große Übersichtskarte Belgiens.

Plus

Sehr viele wertvolle Informationen werden hier informativ und gut zu lesen vermittelt. Durch Fettungen und teilweise Verwendung roter oder blauer Schrift wird alles gut strukturiert und lässt sich gut finden. Viele Fotos und einige Schaubilder bringen zusätzliche Informationen und lockern die Gestaltung auf. Die Menge der Informationen ist reichlich, aber nicht zu viel. Viele Hintergrundinfos ermöglichen es, eine Menge über Land, Leute, Geschichte und Kultur zu erfahren. Wenn man einen bestimmten Ort sucht, ist er durch den alphabetischen Aufbau einfach zu finden.

Praktisch ist auch das rote Gummiband, das die Seiten zusammenhält, sodass man beim Transport im Rucksack keine Eselsohren in die Seiten macht. Auch ist es prima als Lesezeichen geeignet. Da rutscht nichts heraus.

Mankos

Was wir sehr vermisst haben: Adressen. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, möchte man doch gerne etwas ins Navi eingeben. Die Stadtmitte ist nicht immer das historische Zentrum, bei außerhalb liegenden Attraktionen ist es noch wichtiger (zum Beispiel die Schiffshebewerke, das Museum in Waterloo oder Schloss Belœil).

Wichtiger als Hotels fände ich die Angabe von Parkplätzen oder -häusern. Das wird natürlich jemand, der mit dem Zug oder Fahrrad anreist, anders empfinden. In Brügge beispielsweise kann man am Parkhaus am Bahnhof für 3,50 Euro den ganzen Tag parken und erhält zudem kostenlos ein Busticket in die Innenstadt für alle Mitfahrer – solche Informationen möchte ich in meinem Reiseführer finden!

Obwohl es sich um eine neue Auflage handelte, waren nicht alle Angaben aktuell. Klar, manches kann sich schnell ändern. Aber während andernorts Bauarbeiten erwähnt wurden, fehlt bei der Kathedrale in Tournai jeglicher Hinweis. Dabei sind die Arbeiten offensichtlich schon lange im Gang und werden auch noch sehr lange dauern. Außen stehen an drei Seiten riesige Gerüste und man sieht genau, dass beträchtliche Teile schon gereinigt und restauriert wurden, aber mindestens die Hälfte noch fehlt. Innen ist fast alles abgesperrt und leer, nur im rechten Seitenschiff kann man gehen, eine Seitenkapelle wird für die Gottesdienste genutzt und die Schatzkammer kann besichtigt werden. Das dauert bestimmt noch ein paar Jahre!

Wie oben erwähnt, macht mich die alphabetischen Sortierung nicht so glücklich, ich mag es lieber, wenn die Ziele nach Regionen sortiert sind. Das ist aber sicherlich Geschmackssache.

Fazit: Ein sehr umfangreicher, informativer und weitgehend praktischer Reiseführer, den ich allen empfehlen kann, die umfassende Informationen zum Reiseziel Belgien suchen.

Rainer Eisenschmid, Sven Claude Bettinger: Belgien. Baedecker 1/2019. 476 Seiten, Euro 24,99, ISBN 978-3-8297-4671-7.

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