Lisa Graf-Riemann: Kurschatten-Affäre (Rezension)

Ein Mord in Bad Reichenhall

Auch wenn sein Leben nicht so verlaufen ist, wie Alexander „Sascha” Meiensäss es sich einmal vorgestellt oder gewünscht hat, hat er sich mittlerweile damit arrangiert. Er wohnt mit seiner Tante in einer alten, renovierungsbedürftigen Villa und arbeitet nachts als Croupier in der Spielbank. Als sein Freund, ein Physiotherapeut, ihn spontan bittet, den Termin bei einer Patientin zu übernehmen, fühlt er sich wie ein Hochstapler. Doch lernt er dabei hübsche Mira kennen, die sich als Kurgast in Bad Reichenhall aufhält.

Es könnte so eine herrliche Zeit für den frisch verliebten Sascha sein, wenn nicht Miras Ehemann sein Kommen angekündigt hätte und er nicht in der Spielbank unter Verdacht geriete, an einem Betrug beteiligt zu sein. Seine gewohnte Routine gerät mächtig ins Wanken. Dann passiert auch noch ein Mord und er gerät ins Visier der Ermittler.

Unschuldsbeweis gesucht.

Es handelt sich um einen der Krimis, bei dem man nicht bis zum Schluss rätseln muss, wer der Mörder sein könnte. Durch einen zweiten Handlungsstrang wird diese Frage recht frühzeitig geklärt. Was den Krimi spannend macht, ist die Frage, wie Sascha mit seinen zahlreichen Verwicklungen klar kommt, ob und wie er seine Unschuld beweisen kann und ob seine Affäre mit Mira eine Zukunft hat. Dass er früher Biathlon-Leistungssportler war und infolgedessen bekanntermaßen mit dem Gewehr umgehen kann, ist ihm dabei nicht gerade von Nutzen.

Er hat einfach ein Talent dafür, in merkwürdige Situationen zu geraten. Eins führt zum anderen und er sieht sich überall verfolgt und mit Anschuldigungen konfrontiert. Dabei interessiert ihn eigentlich momentan nur seine Affäre mit Mira, vielleicht noch das Wohlergehen seiner Tante. Doch hat seine Liebe überhaupt den Hauch einer Chance?

Ebenso interessant ist der zweite Handlungsstrang, der mit einem Besuch der Verteidigungsministerin bei den Gebirgsjägern beginnt. Obwohl beides außer der Örtlichkeit keinen Zusammenhang zu haben scheint, wird bald klar, wer das verbindende Element darstellt.

Lokales Flair

Ich war noch nie in Bad Reichenhall, aber dank der Beschreibungen kann ich mir den Ort gut vorstellen. Da Sascha ein wenig in seiner Vergangenheit gräbt – sein Urgroßvater war ein russischer Kurgast – erfahren die Leserinnen und Leser auch ein wenig von der Geschichte des Ortes und seiner mondänen Vergangenheit vor dem Ersten Weltkrieg. Das war sehr interessant zu lesen und gut in die Handlung integriert.

Realistische Protagonisten

Besonders gut hat mir gefallen, dass die Protagonisten Ecken und Kanten haben. Niemand war von vorne bis hinten nur sympathisch, sondern es gab Momente, wo ich die Augen verdreht habe. Ja, es war menschlich, so zu reagieren, um sich zum Beispiel vor irgendeiner unangenehmen Folge zu drücken, aber sympathisch war es mir nicht unbedingt. Sascha, Mira, Bruno Beckmann und Daniela handeln glaubwürdig und sind nachvollziehbar gezeichnet. Meine Lieblingsfigur ist aber eindeutig Tante Paulina, die genau weiß, was sie will, und kein Blatt vor den Mund nimmt.

Auch das Psychogramm des späteren Mörders ist interessant zu lesen: Was bewegt einen Mann in solch einer Position dazu, zu solch einem Mittel zu greifen? Was hat sich ereignet, wie sehr hat es sein Leben beeinflusst, dass er den Weg der Rache wählt?

In diesem Krimi spritzt nicht literweise das Blut, es gibt keine wilden Verfolgungsjagden und nur ein Opfer. Wer viel Action sucht, für den ist dieses Buch sicherlich nicht das richtige. Wer Lust auf einen Regionalkrimi hat, bei dem er den Kurort Bad Reichenhall entdecken, fein herausgearbeitete Charaktere kennenlernen, mit den Protagonisten mitfiebern und ein paar spannende Stunden verleben kann, der ist hier richtig.

Fazit: Eine fesselnde Spurensuche, bei der die Leserinnen und Leser neben den Verwicklungen des Kriminallfalls einiges über Bad Reichenhall und seine Geschichte erfahren.

Lisa Graf-Riemann: Kurschatten-Affäre. Ein Bad-Reichenhall-Krimi. Servus 2021. 300 Seiten, Euro 14,00, ISBN 978-3-7104-0238-8.

Eine Auswahl anderer Krimis von Lisa Graf-Riemann, die ich besprochen habe:
Steckerlfisch (zusammen mit Ottmar Neuburger): zur Rezension
Madame Mercks trinkt keinen Wein: zur Rezension
Rehragout (zusammen mit Ottmar Neuburger): zur Rezension
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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